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Sport: Verrückte Liga

1. FC Union punktet und fällt auf einen Abstiegsplatz zurück

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Die Bilanz kann sich sehen lassen. Sieben Spiele ist die Rückrunde nun alt, und der 1. FC Union hat im neuen Jahr erst ein einziges Mal verloren, und zwar 1:2 bei Energie Cottbus. Dem gegenüber stehen drei Siege und drei Unentschieden. Doch die Freude über die kleine Erfolgswelle hält sich beim Fußball-Zweitligisten aus Köpenick in Grenzen. Durch das 0:0 am Sonntagnachmittag gegen die SpVgg. Unterhaching fiel die Mannschaft von Trainer Mirko Votava nämlich wieder auf einen Abstiegsplatz zurück. „Wir dürfen jetzt nicht dauernd auf die Tabelle schauen. Schließlich sind wir nicht so abgeschlagen wie der VfL Osnabrück“, mahnt Votava dazu, die Ruhe zu bewahren.

Abgeschlagen ist Union in der Tabelle sicherlich nicht. Der Tabellenneunte Wacker Burghausen liegt gerade mal drei Punkte entfernt. Aber wenn jetzt schon nicht einmal mehr Unentschieden reichen, um die Abstiegsplätze zu verlassen, dann wird es in der Tat brenzlig. „Was ist bloß in dieser Liga los?“, fragte Jürgen Schlebrowski rein rhetorisch, als er am späten Sonntagnachmittag die Ergebnisse der Konkurrenz erfuhr. „Das ist ja kaum zu glauben: Da verliert RW Oberhausen zu Hause 1:4 gegen Aue“, wunderte sich Unions Präsident. Besonders schmerzlich ist für die Köpenicker, dass auch noch die mitgefährdeten Greuther Fürth und Eintracht Trier drei Punkte holten.

Was dem 1. FC Union besonders Sorge machen muss: Von den restlichen zehn Punktspielen in dieser Saison finden nur noch vier im heimischen Stadion an der Alten Försterei statt, sechs Mal muss die Mannschaft in der Fremde antreten. Die Spieler lassen noch keine Anzeichen größerer Beunruhigung erkennen. Abwehrspieler Frederic Page stellt fest: „Wir müssen aus dem Spiel gegen Unterhaching das Positive herausziehen.“ Als da wäre? „Wir haben einen Punkt geholt. Und dieses 0:0 hat uns nicht entscheidend zurückgeworfen. Wir müssen weiter kämpfen, einfach noch mehr kämpfen“, sagt Page.

„Ein Punkt ist immer noch besser als nichts“, meint auch Mittelfeldlenker Thomas Sobotzik. Und selbst Mirko Votava sieht Fortschritte: „Vor ein paar Wochen hätten wir so ein Spiel sogar noch verloren.“

Gegen Unterhaching bot Union jedoch eine Leistung, die angesichts der Notlage des Kontrahenten durchaus schon regionalligawürdig war. Die Gäste, die ihren letzten Treffer vor nunmehr 531 Spielminuten erzielt haben, waren durch die frühen verletzungsbedingten Ausfälle ihres Torjägers Francisco Copado und ihres Torhüters Stefan Brasas beträchtlich geschwächt. Doch Union bolzte nur einfallslos herum, schaffte es nie, den Gegner auch nur annähernd unter Druck zu setzen und ihn in der Abwehr zu Fehlern zu zwingen. „Der letzte Zwick hat beiden Mannschaften gefehlt“, drückte Gästetrainer Wolfgang Frank dieses Manko sehr höflich aus. „Keiner wollte eben verlieren“, rechtfertigte Unions Abwehrspieler Daniel Ernemann das triste Geschehen.

Nur: Die Mentalität des Nicht-verlieren-Wollens bringt Union im Abstiegskampf nicht voran. Wenn die Mannschaft schon in ihren spielerischen Mitteln derart begrenzt ist, wie es seit Saisonbeginn den Anschein hat, dann muss wenigstens ein unbedingter Siegeswille her. Das sahen auch die Fans so, die gegen Unterhaching nach einer Stunde in Sprechchören „Aufwachen! Aufwachen!“ forderten. Ihr Ruf schien die auf dem Platz indes gar nicht zu erreichen.

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