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Sport: Vertauschte Sorgen

Kaiserslauterns Trainer Henke übernimmt die Probleme des Mainzers Klopp

Ein Fußballspiel reichte, und Michael Henke und Jürgen Klopp hatten die Rollen getauscht. Vor dem Südwestderby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem FSV Mainz 05 war noch diskutiert worden, ob der Mainzer Trainer Klopp auch die sechste Niederlage seiner Fußballer im sechsten Bundesligaspiel dieser Saison ohne Rücktrittsgedanken ertragen würde. 90 Spielminuten und einen Mainzer Sieg später sorgte man sich um sein Lauterer Gegenüber Henke. Denn der war nach der 0:2-Heimniederlage seines Klubs beinahe sprach- und ratlos. Seine wenigen Worte klangen wie Durchhalteparolen eines Mannes, der daran zweifelt, ob der Wechsel vom Nebendarsteller als Assistent von Ottmar Hitzfeld in die Hauptrolle des Bundesligatrainers der richtige Schritt in der Karriereplanung war. „Ich denke, dass die Moral der Mannschaft noch stimmt“, war eine der Floskeln, die der sonst wortgewandte 48-Jährige von sich gab.

Nach dem guten Saisonstart der Pfälzer mit sechs Punkten aus den ersten drei Spielen ist der FCK drei desolate Auftritte später wieder dort angelangt, wo er sich seit dem sensationellen Gewinn der deutschen Meisterschaft 1998 fast durchgängig befindet: im Chaos. Ohne erkennbare Strategie versuchten die Lauterer auf dem einst gefürchteten Betzenberg eine ganze Halbzeit lang erfolglos, den Ball wenigstens ein einziges Mal kontrolliert in den gegnerischen Strafraum zu befördern. Pfiffe der Fans waren die Quittung. Die Mainzer stellten sich deutlich besser an, vor allem effizienter. Aus ihren wenigen Angriffen entsprangen zwei Tore durch Michael Thurk und Benjamin Auer. Die Stimmung in Kaiserslautern verschlechterte obendrein Ciriaco Sforza durch seine Rote Karte kurz vor der Pause: Er hatte den Tschechen Petr Ruman von hinten umgegrätscht.

Während sich die Mainzer belohnt sahen für die Ruhe, die sie trotz der misslichen Lage der letzten Wochen behalten hatten, brachen in Kaiserslautern nach dem Spiel die ersten Gräben auf. Halil Altintop, der einzige bundesligataugliche FCK-Spieler an diesem Abend, forderte Henke auf, künftig offensiver zu spielen. „Bislang sieht der Trainer das anders. Das kann nicht so weitergehen“, sagte der türkische Nationalspieler. Unterstützung für den eigenen Vorgesetzten hört sich anders an.

Die Mainzer haben dagegen schon Veränderungen in ihrer sportlichen Führung angekündigt. Sie betreffen jedoch nicht Trainer Klopp, sondern Manager Christian Heidel. Seit 1992 arbeitet er ehrenamtlich bei Mainz 05. Jetzt will der Verein seine Satzung ändern und Heidel als Vorstandsmitglied zum hauptamtlichen Vereinsangestellten machen. Dem 42-Jährigen kann das nur recht sein. Vor einer Woche hat er sein BMW-Autohaus wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten geschlossen.

Daniel Meuren[Kaiserslautern]

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