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Sport: Verteidigen aus Lust

Einzelkritik: Auch in der Defensive glänzen die meisten deutschen Spieler – allen voran Michael Ballack

Jens Lehmann: Seine größte Leistung wird vermutlich nahezu unbeachtet bleiben. Bei Larssons Elfmeter blieb er einfach stehen, weil er wusste, dass der Schwede meistens in die Mitte schießt. Lehmanns Gelassenheit hat Larsson offensichtlich so irritiert, dass er den Ball über die Latte donnerte.

Arne Friedrich: Der Rechtsverteidiger bleibt so etwas wie die traurige Figur im deutschen Spiel. Friedrich wirkte fahrig, verlor mehrmals den Ball, als die Mannschaft auf dem Weg nach vorne war, und erreichte mit seiner einzigen Flanke, ohne Behinderung durch einen Gegenspieler, wieder mühelos die Torauslinie.

Per Mertesacker: Wenn eine Abwehr zum dritten Mal hintereinander ohne Gegentor bleibt, kann die Innenverteidigung nicht so schlecht gespielt haben. Mertesacker überzeugte durch gutes Stellungsspiel, Kopfball- und Zweikämpfstärke, was gegen jemanden wie Zlatan Ibrahimovic etwas heißen will. Im Spiel nach vorne manchmal unkonzentriert.

Christoph Metzelder: Verursachte den Elfmeter – durch einen leichten Schubser an Larsson. War mit Mertesacker in der Innenverteidigung mehr gefordert als in den letzten Spielen. Im Hinblick auf das, was noch kommen wird, kann das nicht schaden.

Philipp Lahm: Es ist falsch, dass Philipp Lahm keine Fehler macht; richtig ist allerdings, dass er vieles richtig macht. Zum Beispiel schlägt er seine Flanken genau dorthin, wo er sie hinhaben will. In der Bundesliga ist das keineswegs selbstverständlich. Siehe Arne Friedrich.

Bernd Schneider: Was hat Bernd Schneider eigentlich verbrochen? Seit vier Jahren, seit seinem wichtigen Treffer zum 8:0 gegen Saudi-Arabien, wartet er auf sein zweites Tor in der Nationalmannschaft. Verfehlte in der ersten Halbzeit mit einem Fernschuss nur knapp das Ziel, nach der Pause traf er den Pfosten.

Michael Ballack: Der Kapitän ist für die deutsche Mannschaft noch wichtiger als bei der WM 2002 – weil er seinen Kollegen die Lust an der Defensive vorlebt. Fast rührend wirkte es, wie er trotz seiner defensiveren Rolle mit Weitschüssen versuchte, seinen ersten WM-Treffer zu erzielen. Schoss häufiger aufs Tor (neunmal) als die gesamte schwedische Mannschaft (fünfmal).

Torsten Frings: Seine Auswechslung in der 84. Minute hatte vermutlich medizinische Gründe. Wer so viel läuft wie Frings, gefährdet irgendwann seine Gesundheit. Der defensive Mittelfeldspieler hat die dienende Rolle für die Mannschaft endgültig verinnerlicht.

Bastian Schweinsteiger: Der Münchner hat besondere Fähigkeiten, in einem Spiel wie dem gegen die Schweden werden sie aber nur selten benötigt. Dreht Kringel, wenn er den gerade Pass spielen müsste. Dass die einfache Lösung meistens die bessere ist, muss er noch lernen.

Miroslav Klose: Es bleibt dabei, Miroslav Klose hat alle seine neun WM-Tore (2002 und 2006) in Vorrundenspielen erzielt. Trotzdem war er der beste Mann. Sein Behauptungswille am Ball ist geradezu außerordentlich. Miroslav Klose war nie besser als im Sommer 2006.

Lukas Podolski: Krise? Welche Krise? Podolski hat in den letzten beiden Spielen drei Tore erzielt. So, wie Klose sie vorbereitet hatte, war die Vollendung allerdings auch nicht schwierig.

Tim Borowski: Ersetzte zwanzig Minuten vor Schluss Bastian Schweinsteiger. Man muss es nicht für Zufall halten, dass die Deutschen anschließend wieder klarer nach vorne spielten und noch zu einigen Chancen kamen.

Oliver Neuville: Der Mönchengladbacher hat ein Problem: Er erfüllt seine Rolle als Einwechselstürmer so gut, dass es fast fahrlässig wäre, ihn von Anfang an spielen zu lassen. Hatte in nur siebzehn Minuten einige gute Aktionen, einmal scheiterte er am überragenden schwedischen Torhüter Isaksson.

Sebastian Kehl: Wenn Frings so weitermacht, wird Kehl bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft wieder einmal nicht besonders viele Einsatzminuten bekommen. Bisher sind es 25 von 360 möglichen.

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