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Sport: Vertrauensvolle Entmachtung

OK-Vizepräsident Radmann von Kulturaufgaben entbunden

Frankfurt/Main (Tsp). Der Aufsichtsrat des Organisationskomitees (OK) für die FußballWeltmeisterschaft 2006 in Deutschland hat dem geschäftsführenden OK-Vizepräsidenten Fedor Radmann am Dienstag offiziell das Vertrauen ausgesprochen – und ihn indirekt gleichzeitig entmachtet. Nach Gesprächen des Aufsichtsrats-Vorsitzenden Mayer- Vorfelder und OK-Präsident Beckenbauer mit Radmann schloss sich das Gremium zunächst deren Urteil an, dass aus anderen Geschäftsverbindungen Radmanns keine Interessens-Konflikte zu seiner Tätigkeit für die Fußball-WM bestünden.

Der 58-jährige Berchtesgadener war wegen angeblicher Interessenskollisionen mit privaten Geschäften ins Zwielicht geraten. Unter anderem waren Beraterverträge mit der KirchMedia und dem WM-Sponsor adidas sowie Geschäftsverbindungen mit dem Chefdesigner des OK 2006, Andreas Abold, genannt worden. Von Radmann selbst wurden etwaige Verbindungen stets heftig dementiert. Mayer-Vorfelder und Beckenbauer berichteten am Dienstag dem Aufsichtsrat über die Gespräche mit Radmann und die Offenlegung seiner Verträge aus anderen Geschäftsverbindungen.

Dennoch kam Radmann nicht ungestraft davon. Dem Funktionär, der im OK neben den Bereichen Marketing/Sponsoring, Visuelles Erscheinungsbild, Protokoll und Hostessen, Kommunikation, PR und Tourismus (Unterbringung) auch für Veranstaltungen (Kunst und Kultur) zuständig ist, wurde letztere Aufgabe aus der Hand genommen. „Eine neue Organisationsform für den Bereich Kunst und Kultur soll geschaffen werden“, verklausulierte das OK die Entmachtung Radmanns.

Beobachter vermuten, dass dies auch auf Druck des Bundesinnenministeriums geschehen ist, Sportminister Schily war jedenfalls in Frankfurt bei der Sitzung dabei. Zuvor hatte er bereits Gesprächsbedarf wegen möglicher zweifelhafter Geschäfte Radmanns angemeldet.

Eigentlich stand der „Fall Radmann“ aber gar nicht auf der offiziellen Tagungsordnung der dritten turnusgemäßen Sitzung des Kontrollorgans, das das vom OK entwickelte und dem Weltverband Fifa zugestellte Strategie-Papier für die Abwicklung aller Ticket- und Unterbringungsfragen billigte. Ziel ist es, den Kartenverkauf in eigener Regie durchzuführen und mit der ersten Verkaufsphase im Frühjahr 2005 zu beginnen. Die Fifa als WM-Veranstalter muss auch über das neue Hotellerie-Konzept befinden, das sich an der Zahl der WM-Teilnehmer orientiert. Am 3. Mai wird die Fifa-Exekutive in Zürich klären, ob an der WM 2006 wie bisher 32 oder, wie vom südamerikanischen Kontinentalverband gefordert, 36 Länder teilnehmen.

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