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Sport: „Vettel fährt besser als letztes Jahr“

Red-Bull-Chef Horner über die schwierige Saison seines Formel-1-Rennstalls.

Herr Horner, im vorigen Jahr wurden Sie mit Sebastian Vettel hier in Japan Weltmeister. Ist es ein besonderes Gefühl, nach Suzuka zurückzukommen?

Auf jeden Fall. Ich bin sehr gern hier. Es ist eine Strecke, die uns in den letzten Jahren immer wohlgesinnt war, wo wir immer Erfolg hatten. Und dann eben letztes Jahr der Titelgewinn, das war etwas ganz Besonderes. Außerdem sind die japanischen Fans einzigartig in ihrem Enthusiasmus.

Hilft es, diese positiven Vibrationen zu spüren, gerade in einem Jahr wie diesem, das ja schon ein schwieriges für Red Bull ist?

Ganz bestimmt. Und ja, man kann schon sagen, dass dieses Jahr bestimmt nicht einfach ist. Die Regeländerungen über den Winter hatten schon große Auswirkungen auf uns. Aber ich glaube, dass wir als Team sehr gut zusammen gearbeitet haben, und dass wir uns so Stück für Stück die Performance zurück holen, die uns über den Winter weggenommen wurde.

Heißt das, dass die Regeländerungen gezielt Red Bull einbremsen sollten?

Die Rennsport-Geschichte hat eines immer wieder gezeigt: Wenn es ein dominantes Team gibt, dann passiert so etwas immer wieder. Das ist jetzt nichts Außergewöhnliches im Falle von Red Bull.

Fühlen sie sich trotzdem unfair behandelt?

Sagen wir es einmal so: Einige der Entscheidungen in diesem Jahr haben wir schon als recht harsch empfunden.

Wie viel Anteil hat Sebastian Vettel am Erfolg von Red Bull?

Das Team besteht aus über 500 Leuten, trotzdem schauen am Sonntag alle auf die beiden Fahrer. Seitdem Sebastian im Team ist, hat er einen beeindruckenden Job gemacht. Er spielt natürlich eine sehr wichtige Rolle. Trotzdem macht ein Team aus, dass alle Bereiche optimal zusammenwirken.

Sie haben Sebastian jetzt über Jahre wachsen sehen. Ist er noch der gleiche Sebastian, der er vor vier Jahren war?

Ja, er hat noch den gleichen Enthusiasmus, die gleiche Entschlossenheit und die Persönlichkeit von damals. Was er dazu gewonnen hat, ist die Erfahrung. Ich glaube, er ist 2012 extrem gut gefahren.

Die Kritik, die es von einigen Seiten gab, er selbst sei auch nicht ganz so gut wie letztes Jahr, teilen sie also nicht?

Überhaupt nicht. Ich glaube, er fährt sogar noch besser als 2011. Man muss sich doch nur einige seiner Rennen anschauen, wie zuletzt Singapur.

Was ist – menschlich gesehen – seine beste Eigenschaft?

Seine Ehrlichkeit. Er ist sehr geradeaus.

Hat er auch noch Schwächen?

Er ist inzwischen ein kompletter Fahrer – aber natürlich gibt es stets noch Raum für Verbesserungen. Und seine Witze und Scherze sind immer noch schlecht.

Sind Sie manchmal sein Opfer?

Oft sogar. Er hat ja ein besonderes Talent, andere Leute zu imitieren, Akzente nachzuahmen. Da muss ich dann auch dran glauben.

Das Gespräch führte Karin Sturm.

Christian Horner, 38, ist Teamchef des Formel-1-Rennstalls von Red Bull. In den letzten beiden Jahren gewann Red Bull den Konstrukteurstitel und Sebastian Vettel die Fahrer-Wertung.

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