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Vettel und die Pfiffe: Das Los der Dauersieger: Mach's wie Merkel

Die Buhrufe und Pfiffe gegen Sebastian Vettel nehmen zu. Was er getan hat? Nichts. Er teilt das Schicksal der Dauersieger. Ob Ali, Barcelona oder Merkel, irgendwann will man sie einfach stürzen sehen. Ein Kommentar

Von Christian Hönicke

Gewinner sein ist auch nicht so leicht, wie es immer aussieht. Erstens ist es eine Mordsarbeit und zweitens macht man sich damit keine Freunde. Die Hälfte der Menschen klopft einem nur auf die Schulter, weil sie selbst ein wenig vom Glanz abbekommen will, der Rest ist überwiegend Neid und Missgunst. Diese Erfahrung macht derzeit Sebastian Vettel. Vor kurzem war der smarte Heppenheimer noch everybodys darling, auf einmal wird er auf dem Weg zum historischen vierten Titel in Folge nach seinen Siegen ausgebuht. Einen konkreten Anlass dafür gibt es nicht. Die einzige wirkliche Kontroverse – die Stallorderaffäre bei Red Bull mit Mark Webber – ereignete sich im Frühjahr in Malaysia und ist längst vergessen.

Vettel teilt das Schicksal, das früher oder später alle Dauersieger ereilt, egal wie nett oder bescheiden sie sind. Ob FC Barcelona oder Federer, ob Bayern, Ali, Kohl oder Merkel, irgendwann hat man sie einfach satt. Die Menschen wollen Drama, Emotionen, sie wollen die Mächtigen stürzen sehen. Selbst bei Roger Federer, dem wohl beliebtesten Sportler weltweit, haben sich die Tennisfans zumindest darüber gefreut, dass ihm in Rafael Nadal endlich ein Konkurrent erwuchs.

Insofern sollte Sebastian Vettel die Unmutsbekundungen nicht persönlich nehmen. Schon gar nicht, wenn sie wie vermutet wirklich von Ferrari-Fans kommen. Sie drücken damit nur ihr Verlangen danach aus, dass sie den Deutschen endlich im roten Overall siegen sehen wollen. Bis dahin kann es Vettel so machen wie die Dauersiegerin Merkel: einfach lächeln, nichts sagen – und weitersiegen.

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