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Gute Freunde? Mark Webber (l.) steht mittlerweile im Schatten von Sebastian Vettel.

© AFP

Vettel und Webber: Der verfluchte Freund

Die gesamte Formel 1 schätzt und bewundert Sebastian Vettel – zum Leidwesen seines Teamkollegen Mark Webber. Der Australier muss mehr und mehr einsehen, dass er kaum einmal aus dem Schatten Vettels wird treten können.

Er machte in Schanghai genau dort weiter, wo er zuletzt in Malaysia aufgehört hatte: an der Spitze. Schnellster im ersten, Schnellster im zweiten Training – Sebastian Vettel ist im Red Bull einfach nicht zu stoppen. Die Lobeshymnen auf ihn gehen dementsprechend quer durchs ganze Fahrerlager der Formel 1. Nicht nur sein eigener Teamchef Christian Horner stellt fest: „Es war vor allem Sebastian, der in Malaysia den Unterschied gemacht hat.“ Auch Niki Lauda sagt: „Wir sehen im Moment sicher den besten Sebastian Vettel, den es je gab. Mit einem WM-Titel im Rücken fällt einem eben alles noch ein bisschen leichter.”

Nun glaubt Lauda nicht, dass der 23-Jährige sein Talent bereits komplett ausgeschöpft hat. „Ich glaube und hoffe, dass Sebastian im Laufe der Zeit noch besser wird“, sagte der frühere Weltmeister. „Er wird immer weiter dazulernen, sich immer weiter steigern, das ist schließlich das Ziel jedes Rennfahrers und mit seiner Einstellung schafft er das sicher.” Das Verblüffende dabei ist, dass Vettel anscheinend überhaupt kein Problem mit dem frühen Ruhm hat. Ganz im Gegenteil. Wer erwartet schon, dass sich der amtierende Formel-1-Weltmeister am Gepäckband des Flughafens von Shanghai zu einem umdreht und sagt: „Also wenn dein Koffer vorbeikommt, dann sag Bescheid, dann heb ich ihn dir runter.”

Aber das ist eben jener Sebastian Vettel, der sich immer mehr auch zum Liebling der Formel-1-Szene entwickelt, locker, natürlich, mit beiden Beinen auf dem Boden, aber auch gut erzogen, mit guten Manieren. Red Bull-Sportdirektor Helmut Marko sagt über ihn: „Den Sebastian muss keiner erden, der ist geerdet.“

Nicht ganz einfach ist diese Situation für seinen Teamkollegen Mark Webber. Der Australier muss mehr und mehr einsehen, dass er kaum einmal aus dem Schatten Vettels wird treten können. Vettels sportliche Dominanz zerrt an den Nerven, auch wenn Webber versucht, sich ganz locker zu geben. „Ach, ich bin doch kein Youngster mehr, der sich durch so etwas aus der Ruhe bringen lassen würde“, sagt er. Ich weiß doch, dass sich so etwas schnell wieder ändert.”

Doch diese Linie durchzuhalten, das fällt ihm dann doch schwer. Als jemand nachhakt, ob er nicht befürchte, in eine ähnliche Situation zu geraten wie einst Eddie Irvine hinter Michael Schumacher, wird er dem unliebsamen Frager gegenüber leicht giftig: „Du solltest mich eigentlich lange genug kennen, um zu wissen, dass das eine saublöde Frage ist. Ich hab doch gerade gesagt, dass sich so was schnell wieder ändert.”

Tatsache ist: Seit Monza 2010 bekam Webber gegen Vettel, was den Speed angeht, keinen Stich mehr. Das weiß er – und auch, dass er sich im Team mit seinen ständigen Klagen über Benachteiligungen im vergangenen Jahr keine zusätzlichen Freunde gemacht hat. Und dass er damals in der entscheidenden Phase eine bei einem Fahrradunfall erlittene Schulterverletzung verschwieg, kam bei der Teamführung auch nicht gut an.

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