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Neuzugang Mario Gomez zeigt im ersten Training schon großen Einsatz.

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (11): VfL Wolfsburg: Ein Signal mit Mario Gomez

Am 26. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 54. Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Folge 11: VfL Wolfsburg.

Von Christian Otto

Was hat sich verbessert?

Von einem Tag auf den anderen eine ganze Menge. Eben noch sah der VfL Wolfsburg wie ein Verein aus, dem die besten Spieler mangels internationaler Bewährungschancen davonlaufen. Mit der Verpflichtung von Nationalspieler Mario Gomez aber, der am gestrigen Donnerstag unter großem Tamtam seinen ersten Arbeitstag in Wolfsburg erleben durfte, senden die Niedersachsen ein deutliches Signal an die Konkurrenz. Nach einer Saison voller verpasster Möglichkeiten kann es für Wolfsburg eigentlich nur besser werden. Mit der Aufgabe, als Vizemeister und Pokalsieger (beides 2015) erster Jäger des FC Bayern München sein zu sollen, war der VfL zuletzt überfordert.

Wer sind die Stars?

Eindeutig Gomez und Julian Draxler. Aber auf eine Ansammlung an Nationalspielern und vor allem auf deren Potenzial zu bauen, ist gefährlich. Die vergangene Spielzeit hat gezeigt, dass der VfL auch auf Fleißbienen und treue Zuarbeiter bauen muss. Bestes Beispiel: Der 32 Jahre alte Marcel Schäfer ist eigentlich nur noch Reservist und doch weiterhin Publikumsliebling. Er vermittelt den Eindruck, dass der Trainer ihn auch nachts um 3 Uhr einwechseln und gute Leistungen voller Elan erwarten darf. Ein ähnlicher Spielertyp ist Jakub Blaszczykowski. Der Neuzugang von Borussia Dortmund passt perfekt zur Philosophie von VfL-Trainer Dieter Hecking. Ärmel hochkrempeln, Gegner beackern: Dem vom Volkswagen-Konzern bezahlten Projekt in Wolfsburg dürfte es nicht schaden, wenn auf diese Art und Weise Bodenständiges als Basis für Großes dient.

Wer hat das Sagen?

Eindeutig der Geschäftsführer. Es hängt vom Verhandlungsgeschick des Klaus Allofs ab, welche Budgets dem VfL zur Verfügung stehen und welche Profis gehalten und geholt werden können. Sein Job entscheidet maßgeblich darüber, wie gut Hecking arbeiten kann. Dass Hochkaräter wie André Schürrle (Dortmund), Max Kruse (Bremen) und Naldo (Schalke) abhanden gekommen sind, klingt zunächst bitter. Aber der Abschied von Profis, mit denen es nicht so recht klappen wollte, ermöglicht eben auch eine neue Chance und Herangehensweise.

Was ist in dieser Saison möglich?

Ein Schritt weiter nach vorne als Verein und Mannschaft. Beim VfL Wolfsburg hat nie jemand gesagt, dass der oft belächelte Autobauerklub aus dem Stand heraus gemocht werden soll oder dass er wie selbstverständlich in die Champions League gehört. Allofs und Hecking sollen nicht Titel in Kürze und Serie einsammeln. Wichtiger ist, dass sich der VfL als Spitzenteam etablieren und zugleich das lästige Stigma vom VW-Klub Stück für Stück abschütteln kann. Die finanziellen Möglichkeiten, um beide Ziele zu erreichen, bleiben trotz der weltweit wirkenden Abgasaffäre des Hauptsponsors erstklassig. Mit der Verpflichtung von Gomez hat Wolfsburg sich auf besondere Art zurückgemeldet. Die Botschaft lautet: Einerseits bleibt der Verein für nationale Helden interessant. Andererseits will der VfL dokumentieren, dass er dank seiner Finanzkraft für Tabellenplatz eins bis vier durchaus infrage kommt.

Und sonst?

Steht Julian Draxler unter verschärfter Beobachtung. Nach nur einem Jahr in Wolfsburg und einer ordentlichen Europameisterschaft war der 22-Jährige Anfang August plötzlich der Meinung, er müsse und dürfe den VfL vorzeitig verlassen – trotz eines hochdotierten Vertrages bis 2020. Wie auch immer sich die Wogen nach dem Coming-out via „Bild“ wieder glätten lassen: Draxler wird vor allem den Wolfsburger Fans erst einmal wieder beweisen müssen, wie gut er wirklich ist und dass er sein Fernweh zurückstellen kann.

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