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Die Netzhaut schonen. Aachens Marco Höger (links) und Berlins Lewan Kobiaschwili wollen bei diesem Spiel keine großen Augen machen. Foto: dpa

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Sport: Viel Gedröhn um nichts

Beim 0:0 gegen Aachen verlässt Hertha zum ersten Mal in dieser Saison nicht als Sieger das Olympiastadion – am stärksten waren ohnehin die Lautsprecher

Berlin - Montagsspiele sind unter echten Fußballfans nur unwesentlich beliebter als eine unangekündigte Razzia der Steuerfahndung. Selbst der Reiz des Neuen vermag daran nichts zu ändern. Bei Hertha BSC haben sie sich gestern Abend mit aller Macht um eine heimelige Atmosphäre im Olympiastadion bemüht. Im Zweitligaspiel gegen Alemannia Aachen wurden die Gesänge aus der Ostkurve per Lautsprecher auch in die restlichen Blöcke übertragen, um die Akustik ein wenig aufzupeppen. Die Darbietungen auf dem Rasen vermochten die knapp 35 000 Zuschauer lange nicht zu Begeisterungsschreien zu animieren. Der Außenseiter aus Aachen erkämpfte sich gegen den Aufstiegsfavoriten ein verdientes 0:0. Im vierten Heimspiel der Saison verließ Hertha damit zum ersten Mal nicht als Sieger das Olympiastadion.

Die Aachener hatten die beiden Spiele vor dem Auftritt im Olympiastadion gewonnen, entsprechend optimistisch trat deren Trainer Peter Hyballa die Reise nach Berlin an: „Wir haben ein paar Straßenköter in der Mannschaft, die werden sich einmal umgucken und sagen: Ist schön hier, ist ehrwürdig, aber jetzt lasst uns mal anfangen.“ Dass das kein leeres Geschwätz war, bewies Hyballa mit seiner Aufstellung. Florian Müller stand nach knapp elf Monaten zum ersten Mal wieder in der Startelf der Alemannen. Der 23-Jährige verteidigte rechts in der Viererkette, obwohl er eigentlich gelernter Offensivmann ist.

Wir spielen hier nach vorne, sollte die Botschaft wohl lauten, und die Aachener machten es nicht schlecht: Sie traten mutig auf, verteidigten sehr offensiv – und hatten nach gut zehn Minuten die erste Chance des Spiels. Nach einem Fehler von Herthas Kapitän Andre Mijatovic, der sich auf seinen Nebenmann Lewan Kobiaschwili verlassen hatte, stand Benjamin Auer frei vor dem Berliner Tor, scheiterte aber an Torhüter Maikel Aerts. Die Berliner Abwehr machte auch in anderen Situationen nicht den sichersten Eindruck.

Herthas Trainer Markus Babbel hatte gegen die Aachener dieselbe Elf aufgeboten wie vor zehn Tagen beim Auswärtssieg in Cottbus, die aber tat sich schwer, mit einer ganz neuen Ausgangssituation zurechtzukommen. Die Aachener verbarrikadierten sich nicht im und um den eigenen Strafraum, sondern probierten sich selbst an der Spielgestaltung. Seltsamerweise wussten die Berliner mit dem Raum, der sich ihnen dadurch bot, nur wenig anzufangen. Rob Friend hatte in der ersten Hälfte zwei Möglichkeiten, gefährlicher aber wirkten die Aachener. Sie profitierten immer wieder davon, dass Hertha im Umschaltspiel nach Ballverlusten erstaunlich träge wirkte.

Zur Pause gab es sogar leichte Pfiffe von den Rängen, doch nach dem Wiederanpfiff wurde Herthas Spiel zunächst nicht besser. Die Berliner mühten sich vergebens um einen strukturierten Aufbau, in ihrer Not griffen sie immer wieder zum vermeintlich einfachsten Mittel: lange und hohe Bälle in die Spitze, die allerdings nur selten ihren Bestimmungsort erreichten. Auf der anderen Seite hatte Hertha Glück, dass die Aachener ihre Kontermöglichkeiten nicht entschlossen zu Ende spielten.

Babbel reagierte nach einer Stunde, brachte Nikita Rukavytsya für den jungen Nico Schulz, der anders als beim Spiel in Cottbus auch nicht positiv herausstach. Mit dem Australier kam etwas mehr Schwung in Herthas Spiel, der Favorit trat nun fordernder auf, und vielleicht hatten die Aachener auch zu viel Kraft gelassen. Als die zweite Halbzeit schon wieder zur Hälfte vorüber war, da musste Alemannias Torhüter David Hohs tatsächlich zum ersten Mal seit Friends Chance vor der Pause wieder eingreifen. Einen Schlenzer von Adria Ramos lenkte er – mit hohem Aufwand – über die Latte. Peter Niemayer verfehlte mit einem Kopfball noch das Aachener Tor. Für einen Sieg aber hatten die Berliner insgesamt zu wenig investiert.

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