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Sport: Viel Spaß

Gegen Brasiliens Weltklassestürmer muss Jürgen Klinsmann eine Abwehr fast ohne Erfahrung aufbieten

Berlin - Jürgen Klinsmann kann in dieser Angelegenheit nur theoretisch mitreden. „Ich war ja nie Abwehrspieler“, sagt der Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Aber mit dem naiven Blick des früheren Stürmers glaubt Klinsmann, dass seinen Verteidigern am Mittwoch ein amüsanter Abend bevorsteht. An diesem Abend spielen sie im Olympiastadion gegen Brasilien, den Weltmeister, gegen Ronaldo, einen der besten Stürmer der Welt. „Das macht ja Spaß“, sagt Klinsmann. Zumindest stellt er als ehemaliger Stürmer sich das so vor.

Aber Fußballer wie Ronaldo können einem Verteidiger auch ganz schnell den Spaß am Fußball verderben. Genau das droht der deutschen Nationalmannschaft. „Uns fehlen da ein paar wichtige Leute“, sagt Klinsmann über die Besetzung seiner Verteidigung. Bei seinem Amtsantritt hat der neue Bundestrainer einen mutigen, offensiven Stil angekündigt. Den Verzicht auf fast alle erfahrenen Abwehrleute hat er damit aber wohl nicht gemeint. Jens Nowotny ist verletzt, Arne Friedrich ist verletzt, und Christian Wörns war so lange verletzt, dass er sich einen Einsatz gegen die Brasilianer noch nicht zutraut. Eben diese drei Verteidiger haben beim letzten EM-Spiel der Deutschen die Abwehr gebildet.

Sechs Verteidiger hat Klinsmann für das Spiel gegen Brasilien nominiert, darunter den 22 Jahre alten Andreas Görlitz vom FC Bayern München, der gute Aussichten hat, in der Viererkette anstelle des zuletzt formschwachen Stuttgarters Andreas Hinkel sein erstes Länderspiel zu bestreiten. „Es ist gar kein Problem, dass er mal für die Nationalmannschaft spielt“, sagt Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft. Felix Magath, Görlitz’ Vereinstrainer bei den Bayern, hatte eine Berufung noch für verfrüht gehalten.

Von den sechs Verteidigern in Klinsmanns Aufgebot ist Görlitz der drittälteste. Das Durchschnittsalter beträgt 23 Jahre, die sechs Abwehrspieler – neben Hinkel und Görlitz noch Frank Baumann, Frank Fahrenhorst, Philipp Lahm und Robert Huth – besitzen eine Erfahrung von 47 Länderspielen. Davon hat allein Baumann schon 27 bestritten.

Für sein Länderspieldebüt in Österreich konnte Klinsmann den bereits aus der Nationalelf zurückgetretenen Thomas Linke (34 Jahre/43 Länderspiele) zu einem Comeback bewegen. Doch das soll ein einmaliges Erlebnis bleiben. „Den Thomas werden wir nicht mehr umstimmen können“, sagt der Bundestrainer. Selbst dann nicht, wenn noch ein Verteidiger ausfallen sollte. Für diesen Fall würde sich Klinsmann bei der U 21 bedienen. Erster Kandidat ist Per Mertesacker von Hannover 96 (19 Jahre/0 Länderspiele).

Die Erfahrung wird beim Spiel gegen Brasilien in anderen Mannschaftsteilen zu finden sein. Im Tor steht Oliver Kahn (35 Jahre/73 Länderspiele), der beim letzten Spiel gegen die Brasilianer, im WM-Finale 2002, mit einem Fehler das 1:0 durch Ronaldo verschuldet hat und deshalb noch etwas gutzumachen hat. Klinsmann will auf die angekündigte Rotation bei den Torhütern verzichten und Kahn 90 Minuten durchspielen lassen – auch um zu zeigen, „dass es sein Spiel ist“. Angesichts der Besetzung in der Abwehr könnte diese Aussage eine ganz eigene Bedeutung erlangen.

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