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Sport: Vier Tore, vier Fragen

Was sagt der Bayern-Sieg gegen Moskau aus?

Auf den ersten Blick war es ein Ergebnis wie ein Ausrufezeichen, wie ein abgeschlossenes Statement. Viernull, das klingt nach Schwelle zum Kantersieg, nach: der Nächste bitte. Als die Fans nach dem Spiel des FC Bayern gegen Spartak Moskau am späten Dienstagabend längst den Heimweg angetreten hatten, verloren sich die Beteiligten indes keineswegs in selbstverzückter Nachbetrachtung. Stattdessen widmeten sie sich nach den vier Treffern jenen vier Fragezeichen, die im Anhang des Sieges versteckt waren: Ist die Drei-Stürmer-Taktik ein Modell für die Zukunft? Ist van Bommel ein Ballack-Ersatz? Welche Erkenntnisse brachte jener erste Spieltag mit Blick auf die Champions-League-Saison? Und was wird aus Roy Makaay?

Nie zuvor in der Amtszeit Felix Magaths waren die Münchner mit derart vielen Offensivkräften angetreten. Neben Lukas Podolski, der ein mäßiges Debüt feierte, stürmten Claudio Pizarro und Roque Santa Cruz, dahinter agierten Bastian Schweinsteiger und Mark van Bommel. Zu Beginn war den Protagonisten jedoch anzumerken, dass sie erstmals in dieser Formation zusammen-, oder, präziser: nebeneinander spielten. Fußball bestehe aus Automatismen, und die seien natürlich nicht da, sagte Manager Uli Hoeneß, der vor den drei, vier Superspielzügen der zweiten Hälfte eine ziemliche Unruhe im Mittelfeld geortet hatte. Das Team war offensichtlich selbst überrascht über sein taktisches Erscheinungsbild. Magath habe die neue Strategie vor dem Spiel einfach hingeschrieben und gesagt, was zu tun sei, sagte Owen Hargreaves. Richtig begriffen hatten die Spieler dies erst nach dem Führungstor, erst danach hielten die Offensivkräfte guten Abstand zueinander. „Wir haben den Ball laufen lassen und ohne viel Aufwand Torchancen erarbeitet“, sagte Hargreaves. Und weil sie nur wenige Chancen ungenutzt ließen, sprang am Ende ein hohes Resultat heraus. Zu einer Korrektur des bescheidenen Ziels, die Vorrunde zu überstehen, sahen sich die Verantwortlichen dadurch jedoch zu Recht nicht veranlasst. Es war kein 4:0, das sich nach Attacke auf Europas Spitze anfühlte.

Entsprechend räumte Magath ein, dass „wir noch ein bisschen auf der Suche sind nach unserem Spiel“. Was ihm vorschwebt, ist ein flexibles System, in dem die Angriffsspieler unablässig ihre Positionen wechseln - wie er sich das vorstellt, war gegen Moskau in Ansätzen zu sehen. Mal ließ sich Santa Cruz zurückfallen, mal Podolski, dann rochierte van Bommel vom rechten Mittelfeld nach links, Schweinsteiger rückte nach rechts oder in die Mitte. Doch wie es meist ist, wenn freigeistige Kreativität verlässlich in brillante Ergebnisse umgesetzt werden soll, geschieht dies nicht im anarchischchaotischen Raum, sondern im Rahmen einer soliden Grundordnung. Daran arbeite man nun, so Magath, die Akteure müssten sich durch häufiges Zusammenspielen noch besser kennen lernen.

Ein Verlierer des neuen Systems scheint ausgemacht: „Wir haben jetzt eben drei Stürmer, die technisch stark sind und Spielverständnis haben“, sagte Magath, und sagte damit vor allem, dass Roy Makaay diese Fähigkeiten nicht habe. „Ich bedaure das ein bisschen, dass er heute nicht dabei war“, sagte Magath, doch Makaay, dem er im Vorjahr bedingungslos die Treue gehalten hatte, habe dem Team zuletzt nicht dienen können. Mäßig überzeugend klang Magaths Aussage, er hoffe, „dass ich ihm damit helfen kann, dass er mal draußen bleibt und dadurch seinen Rhythmus wiederfindet“.

Daniel Pontzen[München]

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