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Vancouver 2010 - Ski alpin

© dpa

Viktoria Rebensburg: Gefahren wie ein Junge

Sie jubelt wie ein Fußballspieler und fährt Ski wie Bode Miller. Viktoria Rebensburg steht für einen neuen Typ von Alpin-Rennläuferinnen. Mit 20 Jahren hat sie jetzt schon die in sie gesetzten Erwartungen frühzeitig erfüllt.

Seit Donnerstag weiß man, wie die Skirennfahrerin Viktoria Rebensburg jubelt. Sie ballt ihre Hände zu zwei Fäusten und blickt wie ein Fußballspieler nach einem Tor in die Kameras. So jedenfalls hatte sie sich am Morgen im Zielraum in Whistler Creekside gefreut und so jubelte sie auch am Abend, als sie auf der Medal Plaza in Whistler die Goldmedaille um den Hals gehängt bekommen hatte. Eine Eiskunstläuferin würde zurückhaltender jubeln, aber der Ausdruck passt zu ihr und ihrem Fahrstil, den der deutsche Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, Wolfgang Maier, so beschreibt: „Sie fährt wie die Jungs.“ 

Mit ihrem ungewöhnlichen Fahrstil, der auch an Bode Miller erinnert, weil sie so weit hinten über den Skiern hockt, hat sie es sogar zur Überraschungs-Olympiasiegerin gebracht. Sie ist erst die zweite deutsche Riesenslalomsiegerin bei Olympia neben der bereits verstorbenen Rosa „Ossi“ Reichert, die 1956 in Cortina d’ Ampezzo gewonnen hat. Erstmals besiegte sie auch die gesamte Weltspitze, als bis dahin größter Erfolg zählte ein zweiter Platz in Cortina d’ Ampezzo kurz vor den Olympischen Spielen. „Wahnsinn, ich hätte nie gedacht, dass mein erster Sieg ausgerechnet bei den Olympischen Spielen passiert“, sagte die 20 Jahre alte Riesenslalom-Spezialistin. 

Allerdings hat sie 2008 und 2009 mit ihren drei Juniorenweltmeistertiteln gezeigt, dass mit ihr bald zu rechnen ist. „Sie fährt mit hohem Risiko eine sehr direkte Linie, das sieht man bei den Frauen nicht so oft“, erklärt Wolfgang Maier, „wir haben vor einigen Jahren gesagt, sie müsste die Riesenslalomfahrerin der Zukunft sein, wenn sie sich körperlich in eine gute Verfassung bringt.“ Es wusste nur niemand, dass diese Zukunft schon jetzt ist. 

Ungewöhnlicher Fahrstil

Neben Kombinationssiegerin Maria Riesch besitzt die Alpinabteilung des Deutschen Skiverbandes nun eine zweite aktuelle Olympiasiegerin. In Kathrin Hölzl fährt auch noch eine aktuelle Weltmeisterin für den deutschen Verband. „Das ist cool, unser Ziel war es immer, zu den Topsportarten in Deutschland zu gehören“, sagt Maier, „jetzt sind wir einen großen Schritt weiter, dass Alpin neben dem starken Biathlon eine Akzeptanz im Lande erfährt.“ 

Die Konkurrenz in der deutschen Slalom- und Riesenslalom-Mannschaft hat auch Viktoria Rebensburg vorangetrieben. „Das Team pusht natürlich schon“, sagte sie. Dass der Fokus vor dem olympischen Rennen eher auf ihren Teamkolleginnen gelegen hatte, hat ihr geholfen. „Natürlich ist es ein Vorteil, wenn man vorne Maria Riesch hat, die alles Interesse wegzieht und dann am Anfang auch noch eine Medaille macht“, meint Wolfgang Maier. Er aber habe Rebensburg nach ihrem zweiten Platz im Weltcup durchaus auf der Rechnung gehabt. 

Das wird man wohl auch in Zukunft machen müssen, vorerst vor allem im Riesenslalom. „Ich möchte demnächst auch das Slalomfahren forcieren, aber da mach ich mir keinen Stress“, sagte sie. Die Abfahrt nimmt sie als besseres Training für den Super G. Ihre Trainer charakterisieren sie als selbstbewusste und eigene Persönlichkeit. „Sie ist eine Eigenbrödlerin, im positiven Sinn“, beschreibt Maria Riesch ihre Kollegin. Immer noch wohnt Viktoria Rebensburg zu Hause bei ihren Eltern in Kreuth am Tegernsee. Diese hatten während ihres Olympiasieges im Flugzeug gesessen, und erst bei einer Zwischenlandung in Montreal von ihrem Erfolg gehört. „Dort haben sie dann ein Glas Sekt auf mich getrunken“, berichtete Viktoria Rebensburg, „sie mussten ja nicht mehr Autofahren.“

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