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Sport: Vogts drängt DFB zur Eile

Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) steht erneut Ärger ins Haus. Bundestrainer Jürgen Klinsmann würde Berti Vogts beim DFB gerne als Technischen Direktor sehen. DFB-Präsident Theo Zwanziger will eine Entscheidung darüber frühestens im Sommer fällen. Vogts will aber Klarheit bis Mai.

Hamburg (28.02.2005, 15:19 Uhr) - In der Diskussion um die Anstellung von Berti Vogts beim Deutschen Fußball-Bund haben sich die Positionen weiter verhärtet. Während der 58-jährige Vogts spätestens in drei Monaten seine Perspektiven geklärt haben will, machte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger am Montag deutlich, dass auch die konkretisierte Forderung des Alt-Bundestrainers auf eine schnelle Berufung zum Technischen Direktor seine Linie nicht ändern könne. «Eine Entscheidung fällt erst nach dem Confederations Cup im Sommer», betonte Zwanziger in einem dpa-Gespräch.

Vogts, Wunschkandidat von Jürgen Klinsmann für die neu zu schaffende Position als Schnittstelle zwischen A-Team und Jugendbereich, stehe beim Bundestrainer zwar «im Wort». So lange wie vom DFB gefordert will er aber nicht warten. «Am 1. August oder so» wolle er einsteigen. «Ich habe meine Entscheidung getroffen und werde sie im Mai bekannt geben», sagte Vogts in einem Interview mit dem Fachmagazin «Kicker», in dem er erneut Zwanzigers Verhandlungsführung kritisierte. Das vergangene Woche in München geführte Gespräch sei «sehr irritierend» gewesen.

«Solche Äußerungen kommentiere ich nicht. Für mich war das Gespräch völlig unproblematisch», entgegnete Zwanziger. Der 59-Jährige hatte sich erst in der vergangenen Woche vom DFB-Präsidium absegnen lassen, dass er und nicht Amtskollege Gerhard Mayer-Vorfelder für die Personalie Vogts verantwortlich ist.

Zwanziger besteht darauf, dass vor einer möglichen Anstellung von Vogts dessen Aufgabenbereich detailliert festgelegt wird: «Was heißt Technischer Direktor? Was soll er machen, was nicht schon beim DFB gemacht wird? Da erwarte ich vernünftige Konzepte», so seine Erwartung an Klinsmann. Wichtiger als Personen seien Programme: «Der einzige Maßstab ist: Was ist inhaltlich, organisatorisch und personell für den DFB und damit für den deutschen Fußball hilfreich.»

Auch der wirtschaftliche Aspekt spielt eine große Rolle. Nach der Verpflichtung von Klinsmann, dessen Assistent Joachim Löw, Manager Oliver Bierhoff und Torwart-Coach Andreas Köpke beschäftigt der DFB schon jetzt den mit Abstand teuersten Nationalmannschafts-Stab seiner Geschichte. Zwanziger spricht deshalb von einer «finanziell gewaltigen Baustelle», die durch eine Vogts-Verpflichtung noch vergrößert würde. Die Rückkehr des ehemaligen schottischen Nationaltrainers dürfte den DFB, der nach den Vorstellungen von Klinsmann und Bierhoff zudem noch einen Chefscout und einen Medienprofi sucht, jährlich eine mittlere sechsstellige Summe kosten.

Hinzu kommt, dass ein Vogts-Comeback beim Verband die in den vergangenen Jahren mit extremem personellen und finanziellen Aufwand forcierte Talentförderung in der jetzigen Form in Frage stellen würde. Denn der frühere Weltklasse-Verteidiger kündigte bereits gravierende Veränderungen für den Fall seiner Rückkehr an. «Da muss ein total neues Tor aufgeschoben werden, da müssen neue Akzente gesetzt werden, in der Sichtung, in der Eliteschulung.» Es handle sich «um eine langfristige Planung, nicht um anderthalb oder zwei Jahre».

Der DFB müsse klären, was dies für den bestehenden Trainer-Stab bedeuten würde, sagte Zwanziger. «Wir haben es hier mit Menschen zu tun, die haben Verträge bis 2006 oder 2008. Sie haben Anspruch auf eine anständige Behandlung», ergänzte der Präsident. In rund drei Wochen will er sich mit Vogts und Klinsmann zu einer weiteren und vermutlich entscheidenden Gesprächsrunde treffen. Dieser Zeitplan sei mit Klinsmann abgesprochen, betont Zwanziger.

Diese Gespräche werden umso komplizierter, je mehr die Personalie Vogts zu einer Kraftprobe zwischen dem Bundestrainer und dem Verbandschef wird. Beide Seiten waren schon einmal aneinander geraten, als es um die Leverkusener «BayArena» als WM- Trainingsquartier ging. Klinsmann setzte sich schließlich durch, weil er mit dem Standort Berlin ein durchschlagendes Argument hatte. Auf dieses wartet Zwanziger jetzt auch im Fall Vogts.

(Von Oliver Hartmann und Jens Mende, dpa) ()

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