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Sport: Volker Finke überholt Otto Rehhagel

Freiburg - Die Pressestelle des SC Freiburg hat Anfang des Monats aus besonderem Anlass eine besondere Mitteilung verschickt. Die Diktion war ein wenig so, als hätte der Kreisverband der Grünen beschlossen, die Feiern zum Erntedankfest wegen Terminschwierigkeiten ausfallen zu lassen.

Freiburg - Die Pressestelle des SC Freiburg hat Anfang des Monats aus besonderem Anlass eine besondere Mitteilung verschickt. Die Diktion war ein wenig so, als hätte der Kreisverband der Grünen beschlossen, die Feiern zum Erntedankfest wegen Terminschwierigkeiten ausfallen zu lassen. „Wie ihr euch alle vorstellen könnt“, war da zu lesen und dann der Hinweis, dass Volker Finke zu seinem Jubiläum leider keine Interviews geben werde. Der Jubilar selbst sagte vor ein paar Tagen, er habe keinen Schimmer, wann denn dieser Termin sei. Er ist heute. Volker Finke vom Zweitligisten SC Freiburg ist nun der dienstälteste Trainer bei einem Fußball-Profiverein. 14 Jahre, zwei Monate und 30 Tage ist er im Amt. Einen Tag länger als einst Otto Rehhagel bei Werder Bremen.

Dem großen Ereignis zum Trotz will der Trainer seine tägliche Arbeit nicht durch Pressetermine vernachlässigen. Man wolle einer Fokussierung auf Finke keinen Vorschub leisten, teilte die Pressestelle mit. Das Projekt SC Freiburg sei immer auf mehrere Schultern verteilt gewesen. Was ziemlich geschwindelt ist. In den Zeitungen wird der Klub „SC Finke“ genannt, und selbst Präsident Achim Stocker räumt ein: „Ohne Finke geht hier nichts.“ Doch der Trainer mag es gar nicht, wenn ihn jemand einen Patriarchen nennt. Überhaupt hat sein Verhältnis zur Außenwelt außerhalb Freiburgs in den Monaten nach dem dritten Abstieg aus der Bundesliga schwer gelitten.

Immer öfter offenbart der 57-Jährige, wie sehr ihm die letzten Attacken zugesetzt haben. Er habe „wochenlang auf die Fresse“ bekommen, klagte er und drohte mit seinem Abgang, bis man ihn wieder einmal bekniete, doch weiterzumachen. Zuvor wollte man ihm sogar private Affären andichten, die nie irgendjemand beweisen konnte. Er zog sich zurück, beschränkte sich gekränkt auf einen ausgesuchten Kreis, mit dem er sich austauschte.

Drei Aufstiege gehen auf Finkes Konto. Er kreierte beim SC das Kurzpassspiel, er sorgte mit dafür, dass Sonnenkollektoren auf Klubdächern installiert wurden, er warb für Bananen aus „fairem Handel“. Doch vorbei sind die unbeschwerten Tage, als Finke jedem mit einem Lächeln begegnete, bereitwillig diskutierte und sich der Öffentlichkeit stellte. Als die Freude noch überbordete und als der SC Freiburg 1995 als Tabellendritter in den Uefa-Cup einzog, was das Ergebnis von Finkes Arbeit war. Für viele spricht der Trainer inzwischen ein bisschen zu viel über den „Ausbildungsverein SC Freiburg“ und geht ein bisschen zu oft in Afrika und anderswo fertige Spieler einkaufen.

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