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Timo Boll schied in Frankfurt schon in der ersten Runde aus.

© Imago/MaJo

Voller WTT-Kalender für 2024?: Tischtennisprofis zwischen Hoffnung und Skepsis

Im nächsten Jahr will die WTT endlich richtig durchstarten. Dass es ausgerechnet in der Olympiasaison wirklich so kommt, glaubt unter den Spielern kaum jemand.

Timo Boll hatte es sofort erwischt. Das bittere Aus kam, noch bevor das WTT-Champions-Turnier in Frankfurt so richtig losgegangen war. Dabei braucht die deutsche Tischtennis-Legende für ihre Chance auf ein weiteres Mal Olympia im kommenden Sommer momentan vor allem zwei Dinge: Spielpraxis und Weltranglistenpunkte. Genau das ist jedoch ein Problem.

„Klar würde ich jetzt gerne noch weitere Turniere spielen, um meinen Rhythmus zu finden", sagte der 42-jährige Boll, „aber es gibt in diesem Jahr keine mehr.“ Keine WTT-Turniere also im November und Dezember, nach einer weiteren Tischtennis-Saison geprägt von großen Lücken im Kalender, vielen Absagen und spontanen Verlegungen.

Doch kaum war Boll abgereist, gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Tischtennis-Profis. Sie erhielten die Nachricht von der WTT (World Table Tennis), dass sie 2024 ein voller Kalender erwartet. Um wie viele und welche Turniere es sich genau handelt, erfuhren sie allerdings nicht. Nur, dass der Turnierplan Anfang November vom Internationalen Tischtennis-Verband (ITTF) bekanntgegeben werden soll.

Am Ende habe ich als Spieler zu wenig Macht, irgendetwas zu verändern.

Dang Qiu, deutscher Tischtennis-Europameister

Claudia Herweg, Präsidentin des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), hatte die Hängepartie schon vor der internen Ankündigung an die Spieler kritisiert. „Die ITTF hat die Aufgabe, den Terminkalender von oben nach unten vorzugeben“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Dass der Kalender für 2024 zwei Monate vor Jahresbeginn noch nicht veröffentlicht wurde, ist nicht gut.“

Die späte Veröffentlichung ist das eine, inwieweit diesem Turnierkalender zu trauen ist, das andere. Bisher hatte sich die WTT seit ihrer Gründung als neue Turnierserie 2019 noch nicht als sonderlich verlässlich hervorgetan. Daher überwiegt bisher die Skepsis unter den Spielern, dass tatsächlich alle Turniere wie angekündigt stattfinden werden. Auch Europameister Dang Qiu ist sich nicht sicher, ob 2024 nun alles besser wird: „Wenn ein WTT-Turnier stattfindet, ist es echt gut. Nur, es findet zu wenig statt wie es eigentlich versprochen ist. Manchmal findet es auch zu spontan statt.“

Die fehlende Planbarkeit macht es den Profis schwer, auch jetzt rechnen viele für 2024 wieder mit kurzfristigen Änderungen. Es herrscht eine gewisse Resignation: „Am Ende habe ich als Spieler zu wenig Macht, irgendetwas zu verändern“, stellte der deutsche Nationalspieler Qiu ernüchtert fest. Auch ein weiteres Detail, das die WTT ihnen mitteilte, sorgte bei den Profis für Kopfschütteln: Im nächsten Jahr sollen drei Grand Smashes – ähnlich den Grand Slams im Tennis – bis zu den Olympischen Spielen im August in Paris gespielt werden.

Ein mehr als ambitioniertes Vorhaben, da bisher erst einer pro Saison in Singapur ausgetragen wurde und 2024 zudem noch die Team-Weltmeisterschaft in Südkorea und die Rückrunde der europäischen Ligen wie der Bundesliga stattfinden. Aber um Events außerhalb ihrer eigenen Serie hat sich die WTT bisher nie gekümmert. Und so scheint es, dass für Profis wie Timo Boll immer noch keine verlässlicheren Zeiten angebrochen sind. Und die Punktejagd für Paris bleibt erst einmal eine Zitterpartie.

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