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Sport: Volleyball bis unter den Hallenhimmel

Vor der Rekordkulisse von 11 110 Zuschauern gewinnen die Männer des VfB Friedrichshafen souverän den Pokalwettbewerb

Von Karsten Doneck, dpa

Unzufriedene gibt es immer. Auch Klaus-Peter Jung-Kronseder fand bei der gigantischen Zuschauerzahl noch einen Kritikpunkt. „Also“, sagte der stellvertretende Sprecher der Deutschen Volleyball-Liga mit schelmischem Lächeln, „den einen hätten wir doch auch noch finden können, dann hätten wir eine richtig nette Zahl gehabt.“ Die eine Eintrittskarte wurde aber aus gutem Grund nicht verkauft: Mit 11 110 Zuschauern war das Gerry-Weber-Stadion in Halle (Westfalen) bei den deutschen Pokalendspielen im Volleyball bis auf den letzten Platz ausverkauft. „Wir haben mehr Karten verkauft als in der Vergangenheit an einzelnen Tagen für den Daviscup“, sagte Ralf Weber aus dem Gerry-Weber-Management. Für Volleyball in Deutschland bedeutete die Kulisse einen Rekord. Die größte Zuschauerkulisse in einem Volleyballspiel in Deutschland hatte sich bisher in der Berliner Max-Schmeling-Halle eingefunden: 9070 Besucher sahen im Jahr 2002 das WM-Finale der Frauen. In der Liga kamen vor gut einem Jahr 7421 Zuschauer zum Spiel der Männer des VV Leipzig gegen Friedrichshafen.

Dass beim Männer-Finale die anfängliche Stimmung rasch abflaute, hing mit der erwarteten Dominanz des VfB Friedrichshafen zusammen. Die Mannschaft von Trainer Stelian Moculescu, Pokalverteidiger, amtierender Deutscher Meister und aktueller Bundesliga-Tabellenführer, war gegen den Überraschungsfinalisten Moerser SC schwer in die Gänge gekommen, ließ die Sache dann aber ganz souverän ausklingen. Mit 3:0 (29:27, 25:16, 25:13) holten sich die Friedrichshafener erneut den Pokal und mussten nicht annähernd die Leistung abrufen, mit der sie im Jahr zuvor nach dramatischem Verlauf gegen den SC Charlottenburg mit 3:2 das Endspiel gewonnen hatten. Beim 3:0 (25:19, 26:24, 25:23)-Sieg der Frauen des Schweriner SC gegen den Favoriten und Pokalverteidiger USC Münster war die Stimmung schon besser.

Mit dem Gerry-Weber-Stadion, vor allem mit der ungewohnte Deckenhöhe von rund 17 Metern, mussten die Volleyballer erst einmal zurechtkommen. „Das ist schon eine Umgewöhnung, wenn man da nach oben guckt und den Himmel sieht. Das haben doch sonst nur Beachvolleyballer“, scherzte Friedrichshafens Jochen Schöps. VfB-Trainer Stelian Moculescu, zugleich Bundestrainer, sah indes nur die Vorzüge, die Volleyball vor einer derart großen Kulisse hat. „Es gibt in der Volleyball-Bundesliga ein paar Sporthallen, da musst du dich ja schämen, wenn da mal das Fernsehen kommt“, sagte Moculescu.

Verwunderlich bleibt, wieso der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) erst jetzt auf die Idee gekommen ist, das Pokalfinale mit einer professionellen Vermarktungsstrategie in einen größeren Rahmen zu stellen. „Wir haben Stockfehler gemacht. Aber wir wissen jetzt, dass wir ein professionelles Umfeld brauchen“, sagte DVV-Präsident Werner von Moltke. „Es hat der Mut gefehlt. Wir haben uns einfach nicht getraut, in größeren Dimensionen zu denken“, analysierte Moculescu und rät ebenfalls: „Das müssen jetzt Profis machen.“ Das Gerry-Weber-Management geht in Person von Ralf Weber davon aus, eben jene Profis in seinen Reihen zu haben. Weber glaubt daher fest daran, dass die Volleyball-Pokalfinals in den nächsten beiden Jahren wieder nach Halle (Westfalen) vergeben werden.

Werner von Moltke rechnet auch dann wieder mit einer ausverkauften Halle. „Ich habe gehört“, sagte von Moltke, „dass hier in Halle die Leute zum Zuschauen kommen, und die wissen oft gar nicht, welche Veranstaltung gerade läuft. Die kommen allein schon wegen des Stadions.“

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