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Mark Lebedew, 46, ist seit 2010 Trainer der Berlin Volleys. In den vergangenen zwei Spielzeiten feierte der Australier mit seiner Mannschaft die deutsche Meisterschaft.

© Imago

Volleys-Trainer im Interview: Mark Lebedew: "Jetzt haben wir unsere zweite Chance"

Volleys-Trainer Mark Lebedew spricht im Tagesspiegel-Interview über Stärke und Luxus beim aktuellen Champions-League-Gegner Zenit Kasan, der am Donnerstag (19.30 Uhr) in die Max-Schmeling-Halle kommt.

Herr Lebedew, im letzten Jahr hat den Berlin Volleys in der Champions League ein Punkt zum Hinspiel-Sieg über Kasan gefehlt. Warum werden die Berlin Volleys am Donnerstag in der Max-Schmeling-Halle diesen Matchball verwandeln? 

(lacht). Gute Frage. Wir sind ein bisschen stärker als letzte Saison. Individuell sind wir auch besser in Form und in der Mitte haben wir mit Srecko Lisinac einen internationalen Topspieler dazubekommen. Außerdem sind wir noch ein Jahr erfahrener und eingespielter, das hat man am Sonntag beim 3:0-Sieg in Haching und im Dezember in den Champions-League-Spielen gesehen.

Oder ist das alles ein bisschen zu optimistisch, immerhin ist Kasan in den letzten drei Jahren in der Champions League stets unter die besten drei Teams gekommen?

Natürlich ist Kasan Tabellenführer in Russland und hat in der Liga noch kein Spiel verloren. Das ist eine Top-Mannschaft, die in einer sehr schweren Champions-League-Gruppe hervorragend bestanden hat. Und wir sind nach dem knappen Duell in der letzten Saison keine Überraschung mehr für sie.

In der letzten Saison verloren die Volleys zweimal knapp mit 2:3 gegen Kasan und schieden in der Runde der letzten 12 aus. Was hat sich bei Kasan geändert?

Die Russen haben mit dem 40 Jahre alten Serben Nikola Grbic einen neuen Zuspieler, das macht schon einen Unterschied aus. Der ist zwar auch Olympiasieger, also kein schlechter Spieler. Aber von der Spielart sind sie ein bisschen einfacher zu stellen als in der letzten Saison.

Wie hoch ist der Etat des russischen Klubs?

Ich würde schätzen, dass er in einem Bereich von sechs bis acht Millionen liegt. Die Topspieler verdienen dort zwischen 300 000 und 600 000 Euro, locker. Unser Budget liegt bei 1,5 Millionen Euro.

Also zwei gute Spieler aus Kasan bilden den Etat der Berlin Volleys?

So ungefähr, aber so einfach ist das nicht. Ein doppelter Etat bedeutet nicht eine doppelt so gute Mannschaft. Die finanziellen Rahmenbedingungen in Kasan sind eben auch top. Sie sind zum Beispiel mit einem Privatflugzeug des Hauptsponsors Gazprom schon zwei Tage vor dem Spiel nach Berlin gereist.

Lebedew über das sowjetische Erbe im Volleyballsport Russlands

Russland ist amtierender Olympiasieger und stellt die letzten beiden Sieger der Champions League. Warum ist das Land im Volleyball so stark?

Ein Grund ist die Geschichte. Volleyball ist jahrelang von der kommunistischen Regierung gefördert worden, die Sowjetunion wurde Olympiasieger und Weltmeister. Mit so einer Geschichte ist es einfach, neue talentierte Spieler zum Volleyball zu bringen. Dann kommt die wirtschaftliche Stärke des Landes dazu. Und es ist ein riesengroßes Land, mit vielen Möglichkeiten.

Eigentlich könnten die Volleys am Donnerstag locker ins Spiel gehen, das Ziel, in der Champions League die Gruppenphase zu überstehen, hat der Klub schon erreicht.

Das stimmt. Aber die Mannschaft selber hat große Ziele. Die hat noch in Erinnerung, wie knapp es im letzten Jahr war. Im Sport kriegt man normalerweise nur eine Chance, aber glücklicherweise haben wir nun einen zweite, um die Niederlage aus dem letzten Jahr wiedergutzumachen. Seit der Auslosung fiebert die Mannschaft auf dieses Spiel hin.

Ist es nicht auch ein bisschen ärgerlich, so früh in der Champions League auf einen so starken Gegner zu treffen?

Man kann das hin und her diskutieren, aber ich habe mein Glas lieber halb voll. Deshalb ist es glücklich, dass wir noch eine Chance bekommen haben.

Welchen Faktor kann die Max-Schmeling-Halle am Donnerstag spielen?

Ich hoffe einen Riesenfaktor. Alle Spiele waren bisher gut besucht mit knapp über 3500 Zuschauern. Ich hoffe, dass diesmal wieder über 5000 Zuschauer kommen.

Anschließend geht es zum Rückspiel am Dienstag nach Russland. Dürfen Sie gleich mit ins Privatflugzeug von Kasan steigen?

(lacht) Nein, wir haben noch ein paar Trainingstage in Berlin. Und fliegen dann am Montag mit der Linienmaschine drei, vier Stunden nach Moskau und drei Stunden nach Kasan. Die Flugzeugreise ist nicht das Problem, aber mit der Zeitverschiebung und dem Umsteigen in Moskau ist die Anreise schon anstrengend.

Bei einem Sieg über Kasan winkt das Final Four der Champions League.

Also erst einmal ist das Kasan-Spiel das Wichtigste. Und danach käme, glaube ich, der Russische Meister. Also muss ich mir um das Final Four noch keine Gedanken machen.

Sie machen sich tatsächlich noch keine Gedanken ums Weiterkommen. Bei einem Sieg würde der italienische Tabellenerste Macerata oder der italienische Tabellenzweite Piacenza Gegner sein.

Wir sind jetzt erst mal in der Runde der letzten zwölf.

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