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Umgezogen, aufgestiegen. In Berlin läuft es gut für den Recklinghäuser Tietz. Foto: Imago

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Sport: Vom Stalljungen zum Trab-Star Thorsten Tietz ist Favorit bei der Derbywoche

Berlin - Für Thorsten Tietz ist die Angelegenheit einfach. „Mein Pferd ist momentan einfach unheimlich gut drauf, genauso wie ich“, sagte der Sulkyfahrer am Donnerstagabend.

Berlin - Für Thorsten Tietz ist die Angelegenheit einfach. „Mein Pferd ist momentan einfach unheimlich gut drauf, genauso wie ich“, sagte der Sulkyfahrer am Donnerstagabend. Da hatte er auch wieder einmal allen Grund, glücklich zu sein. Gerade hatte er mit dem Wallach Zappadeo eines der Rennen im Rahmenprogramm der Mariendorfer Derbywoche gewonnen. Der in Recklinghausen geborene Mann, der seit zwei Jahren in Berlin lebt, ist in seiner neuen Heimat zu einem Trabrennstar geworden. Einer, an dem kein Gegner mehr vorbeikommt. Seine Erfolgsbilanz ist beeindruckend: Von den bisher 246 Einsätzen in dieser Saison hat Tietz 90 Starts gewonnen. Das sind 37 Prozent aller Rennen. Eine Quote, mit der nicht einmal der legendäre Heinz Wewering mithalten kann. Verständlich, dass Tietz am Sonnabend und Sonntag (Beginn jeweils 12.30 Uhr) als Favorit beim großen Finale der Mariendorfer Derbywoche antritt.

Vor allem bei dem mit 108 000 Euro dotierten Stutenderby gilt der 34-Jährige Sportler im Sulky von Georgina Corner als fast unschlagbarer Topfavorit. „Für mich ist Georgina Corner die künftige Stutenderby-Gewinnerin“, hatte Wewering, mit neun Siegen erfolgreichster Fahrer in der Geschichte des Arthur- Knauer-Rennens, nach den Vorläufen auf der Mariendorfer Traditionsbahn bereits prophezeit.

Den Vorlauf hatte das Gespann eine Woche zuvor mit neun Längen Vorsprung gewonnen. Und auch beim Hauptlauf des 117. Deutschen Traber-Derbys ist Tietz dabei. Bei dem Klassiker, der schon seit 1895 ausgetragen wird, geht es für die zehn Teilnehmer um 259 000 Euro Preisgeld. Tietz wird den Hengst Chapeau steuern – ein Pferd, das vom schwedischen Meistertrainer Stig H. Johansson auf seine internationalen Aufgaben vorbereitet wird.

Angesichts seiner aktuellen Form ist es kaum zu glauben, dass Tietz vor nicht allzu langer Zeit nur höchst ungern in den Sulky stieg. Tietz erinnert sich noch an seine Anfangszeit in der Szene: „Mein Hauptakzent lag früher immer auf der Arbeit im Rennstall.“ Er sei dort von morgens bis abends mit den Pferden zusammen gewesen, habe sich rund um die Uhr um sie gekümmert. Füttern, bewegen, Boxen machen, alles was dazugehört. „Wenn dann der letzte Traber endlich versorgt ist und man im Anschluss noch zur Rennbahn hetzt, um sich in den Sulky zu setzen, ist es doch eine sehr große Belastung“, sagt Tietz. „Der Kopf ist dann nicht richtig frei und es fehlt einem die nötige Konzentration, die man im Rennen braucht.“

Doch mit seinem Umzug nach Berlin änderte sich für Tietz alles. Bei der Arbeit im Rennstall wurde der Erfolgsfahrer zunehmend von dem erfahrenen Mariendorfer Trainer Roman Matzky entlastet. Tietz konnte sich dadurch immer mehr auf das Wesentliche konzentrieren – Rennen fahren. Eine gemeinsame Siegesserie begann, die das Erfolgsduo mittlerweile zu drei Championats-Titeln geführt hat. Tietz schmunzelt: „Als die Zusammenarbeit mit Roman Matzky begann, standen nur ganze acht Pferde in unserem Stall. Ich erinnere mich noch genau, wie er mich ausgelacht hat, als ich sagte: Eines Tages wirst Du als Trainer auch Champion!“

Doch heute lacht keiner mehr – schon gar nicht seine Renngegner. Denn der Traum, den Thorsten Tietz damals hatte, den lebt er inzwischen.

Heiko Lingk

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