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Sport: Von der Leidenschaft des Klatschens

AM NETZ PASSIERT Benedikt Voigt über die Fankultur beim Tennis Wieso gibt es beim Tennis eigentlich keine Fankurve? Eine Ecke, in der sich alle MauresmoAnhänger sammeln können, um dann zur gleichen Zeit Gesänge anstimmen zu können: die französische Nationalhymne etwa oder wenigstens ein gemeinsames „Allez Amelie“.

AM NETZ PASSIERT

Benedikt Voigt über

die Fankultur beim Tennis

Wieso gibt es beim Tennis eigentlich keine Fankurve? Eine Ecke, in der sich alle MauresmoAnhänger sammeln können, um dann zur gleichen Zeit Gesänge anstimmen zu können: die französische Nationalhymne etwa oder wenigstens ein gemeinsames „Allez Amelie“. Und eine andere, in der die Capriati-Fans stehen, um „Ju-ess-ey“ zu rufen und am Ende „We are the Champions“ zu singen. Weil Tennis nicht Fußball ist? Stimmt.

Die Fankultur im Tennis ist, wenn man das so sagen darf, noch ausbaufähig. Das lässt sich auch bei den German Open gut beobachten. Die verrücktesten Fans hat Amelie Mauresmo, sie kommen mit gelben Schildern auf denen „Allez Amelie“ steht, und wenn sie ganz, ganz aufgeregt sind, dann halten sie diese Schilder sogar in die Luft. Am Donnerstag waren mehrere französische Schulklassen auf dem Center Court, weshalb sogar ziemlich viele gelbe Schilder auftauchten. Auch die Fan-Devotionalien lassen im Tennis zu wünschen übrig. Nie sieht man T-Shirts einer Tennisspielerin, nie eine Baseball-Mütze mit einem Schriftzug. Das höchste der freundschaftlichen Gefühle sind die Fahnen, die manche Zuschauer auf die Anlage mitbringen. Daher weiß man auch, dass Capriati bei ihren Auftritten in Berlin mindestens einen Fan haben muss. Bei Amelie Mauresmo ticken die Tennisfreunde allerdings nahezu aus. Bei ihrem gestrigen Sieg hingen drei französische Fahnen auf den Zuschauerrängen. Drei!

Nein, beim Tennis dokumentiert sich wahre Leidenschaft durch Klatschen. Dabei gibt es einen Grundton, der bereits dann ertönt, wenn beide Spielerinnen gesund eingetroffen sind. Bei einem spektakulären Punktgewinn schlägt das Publikum mit höherer Frequenz und Intensität die Hände ineinander. Heftig aber wird erst geklatscht, wenn sich die Zuschauer einig sind, dass sie diese Spielerin richtig gerne mögen, ja vielleicht, wenn man das überhaupt sagen darf, Fans dieser Spielerin sind. Also eigentlich nur dann, wenn Martina Navratilova spielt.

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