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Sport: Von wegen Provinz

Alba spielt beim lettischen Klub Ventspils – keineswegs ein leichter Gegner

Berlin - Nichts sollte schief gehen. Statt sich wie sonst bei Uleb-Cup-Spielen erst kurz vor der Abreise am Flughafen zu treffen, verbrachten die Basketballprofis von Alba Berlin die Nacht zuvor in einem Hotel unweit des Flughafens Schönefeld. Schon morgens um sechs Uhr mussten sie nach Riga einchecken, „und viele unserer neuen Spieler kennen den Flughafen Schönefeld nicht“, sagt Teammanager Henning Harnisch. Niemand sollte verschlafen oder verloren gehen, schließlich hat der ungeschlagene Tabellenführer der Basketball-Bundesliga in der lettischen Hafenstadt Ventspils einiges vor.

Nach zehn Niederlagen in Folge im Uleb-Cup – vier in dieser, sechs in der vergangenen Saison – soll endlich wieder ein Sieg gelingen. Und das ausgerechnet in Ventspils. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt über Landstraßen von Riga in die 44 000-Einwohner-Stadt, eine Reise ans Ende Europas zwar, nicht aber in die Basketballprovinz: Der BC Ventspils hat die letzten neun Heimspiele im Uleb-Cup gewonnen, die letzte Heimniederlage gab es am 10. Februar 2004 im Achtelfinale gegen das Belgrader Team BC Reflex. In der vergangenen Saison ließen die Letten im Achtelfinal-Rückspiel Rhein Energie Köln beim 90:58 keine Chance und scheiterten erst im Viertelfinale mit einem Punkt an Hemofarm Vrsac aus Serbien. Derzeit liegt Ventspils, Vierter der Baltischen Liga hinter drei litauischen Teams, in der Gruppe A des Uleb-Cups mit je zwei Siegen und Niederlagen auf Rang vier und würde gerade noch ins Achtelfinale einziehen. Alba ist Letzter und steht vor dem Aus.

Ventspils’ Hauptsponsoren sind ein Ölverladeunternehmen und ein Reeder. Das Budget kommt laut Generalmanager Ralfs Pleinics an Albas geschätzte fünf Millionen Euro „niemals heran“. Geholt würden keine Stars, „sondern Spieler, die sich verbessern wollen“. Oder die anderswo rausfliegen, wie Michael Jordan zu Saisonbeginn bei Bundesligist Quakenbrück. Er war mit Mitspielern aneinander geraten. Die Rollen sind heute klar verteilt, und überzeugt vom Einzug in die nächste Runde sind die Berliner ohnehin nicht mehr. Albas Vizepräsident Marco Baldi: „Wir sind keine Traumtänzer. Aber solange ein Halm da ist, werden wir danach greifen.“ Alba macht der Sieg vom Samstag in Bonn Mut, der erste nach dem Unfall von Matej Mamic, der mit einer schweren Prellung im Rückenmark im Unfallkrankenhaus Berlin liegt. Der Sieg in Bonn „war ein wichtiger Schritt Richtung Normalität“, sagt Harnisch – nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Helen Ruwald

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