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Sport: Vor Aufschlag Absage

Roger Federer und Rafael Nadal spielen in diesem Jahr am Hamburger Rothenbaum kein Tennis

Am Montag zur Kaffeestunde wurde es ganz ungemütlich für die Turnierleitung um Direktor Walter Knapper. Den ganzen Tag schon war Knapper nervös gewesen, hatte auf Faxe gewartet und telefoniert, um Rafael Nadal und Roger Federer davon zu überzeugen, doch bitte am Hamburger Rothenbaum anzutreten. Die beiden Tennisstars hatten sich am Sonntag in Rom mehr als fünf Stunden bekämpft, bevor der 19 Jahre alte Spanier Nadal in fünf Sätzen gewann und damit das 53. Sandplatzspiel in Folge für sich entschied.

Mit jedem kräftezehrenden Ballwechsel sah Knapper die Chancen schwinden, dem Hamburger Publikum bei der Jubiläumsveranstaltung am Rothenbaum die derzeit aufregendsten Tennisspieler präsentieren zu können. Schon am Dienstag sollten die beiden Zugpferde des Turniers gegen die Deutschen Thomas Haas (Nadal) und Rainer Schüttler (Federer) spielen.

Aus dem schlechten Gefühl wurde am Montag böse Gewissheit: Nadal und Federer sagten ihre Teilnahme wegen Erschöpfung ab. Damit verlor das wichtigste deutsche Turnier seine beiden Attraktionen, die topgesetzten Spieler, den Titelverteidiger und dreimaligen Sieger Federer und den Herausforderer Nadal, der als derzeit bester Sandplatz-Fachmann gilt.

Es war ein echter Schock am Nachmittag für Knapper und das ganze Turnier. Denn auch Andre Agassi, Lleyton Hewitt, David Nalbandian und Andy Roddick hatten den Weg nach Hamburg gescheut. Die Gesichter der derzeit stärksten Tennisspieler der Welt wird man in Hamburg also nur auf den Programmheften und den riesigen Werbeplakaten in der ganzen Stadt sehen: Zumindest auf denen duellieren sich Federer und Nadal. Knapper wird es besonders schmerzen, jeden Tag beim Weg zur Arbeit an das erinnert zu werden, was hätte sein können. Schon 2005 hatte Nadal die Teilnahme am Rothenbaum abgesagt, weil er sich zuvor in Rom blutige Hände gespielt hatte. Damals hatte er seine Beweggründe noch in einer Pressekonferenz erklärt.

Das Turnier von Rom interessierte am Montag in Hamburg höchstens noch in seinen Auswirkungen: Das Traumfinale war geplatzt, bevor die Stars überhaupt zum Schläger gegriffen haben. Doch wie es immer so ist – wo Verlierer sind, könnten auch Sieger sein: „Losfee“ Knapper selbst hatte nämlich die aus deutscher Sicht fast aussichtslosen Partien Nadal gegen Haas und Federer gegen Schüttler gezogen. Daraus wird nun nichts: Haas spielt an diesem Dienstag gegen den Schweden Robin Söderling, Schüttler gegen den Tschechen Lukas Dlouhy. Vielleicht ist ja der Weg frei für eine deutsche Überraschung – am schwarzen Montag vom Rothenbaum mochte diese vage Aussicht niemanden trösten. Thomas Haas indes dürfte sich freuen: Er hatte schon am Sonntag leise gehofft, Nadal könne vielleicht absagen, auch wenn seine offizielle Version anders lautete: „So darf man nicht denken. Ich muss die Herausforderung annehmen.“

Morten Holm[Hamburg]

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