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Vor dem Bochum-Spiel: Hertha hat keine Geheimnisse mehr

Hertha BSC ist nicht mehr Underdog – die Konkurrenten haben gelernt. Sie wissen, wie den Berlinern beizukommen ist: Lass sie das Spiel machen.

Michael Preetz neigt von seinem Naturell her nicht zu hysterischen Reaktionen. Das gilt auch jetzt, nachdem Hertha BSC eine kleine Misserfolgsserie von zwei Niederlagen hingelegt hat. „Man muss das realistisch sehen“, sagt Preetz, der Manager des Fußball-Bundesligisten. So dramatisch sei die Situation nicht. „Wir haben in der Liga zu Hause gewonnen und auswärts verloren. Im Pokal sind wir weiter, und in der Europa League haben wir noch alle Chancen.“ So weit die Fakten. Das Hertha-Gefühl aber sagt derzeit etwas anderes.

Das Gefühl sagt: Die Berliner befinden sich an einem kritischen Punkt, nachdem die Hochstimmung der vergangenen Saison sie auch durch die Vorbereitung für die neue getragen hat. Jetzt aber melden sich erste Zweifel zu Wort. Ist Simunic überhaupt zu ersetzen? Was ist von den jungen Verteidigern zu halten? Schafft es Wichniarek beim zweiten Mal? Wann kommt endlich der neue Stürmer, und hilft er der Mannschaft auch sofort?

Als Anfang Juli der Spielplan für die neue Saison vorgestellt wurde, jubelte der Berliner Boulevard: Hannover, Gladbach, Bochum, drei Abstiegskandidaten zum Auftakt – mit neun Punkten würde Hertha nach drei Spielen ganz oben stehen. Die Wirklichkeit aber orientiert sich nicht immer am schönen Plan. Gegen Hannover gewannen die Berliner nur mit Mühe 1:0, in Gladbach verloren sie, und heute in Bochum stehen sie gehörig unter Druck. „Wir wissen, dass wir Qualität in der Mannschaft haben“, sagt Michael Preetz.

Das Problem ist: Das weiß die Konkurrenz inzwischen auch. Die gute Platzierung der vergangenen Saison war nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass Hertha lange nicht ernst genommen wurde, nicht einmal, als die Mannschaft von Trainer Lucien Favre bereits weit oben stand und eine realistische Chance auf die Meisterschaft besaß. Den Berlinern ist das nur entgegengekommen: Sie mussten das Spiel, auch vor eigenem Publikum, nicht zwingend selbst gestalten, konnten sich im Vertrauen auf eine stabile Abwehr weit zurückziehen, den Gegner locken und dann mit schnellen Kontern in den freien Raum vorstoßen. Die ersten beiden Spiele dieser Saison haben gezeigt, dass die Voraussetzungen sich grundlegend geändert haben.

Hertha ist in der allgemeinen Wahrnehmung eben nicht mehr der Underdog; Hertha ist der Tabellenvierte des Vorjahrs, ein unbequemer, spielstarker Gegner, dessen Stärken man nicht zur Entfaltung kommen lassen darf. Die Gladbacher schlugen die Berliner mit deren eigenen Mitteln. Sie zogen sich weit zurück und überließen ihrem Gegner die Initiative – obwohl sie zu Hause spielten. Hertha kombinierte ansehnlich durchs Mittelfeld, sicherte sich gute Haltungsnoten, offenbarte aber Schwierigkeiten mit der neuen Gesamtsituation: Die Berliner kamen so gut wie gar nicht in den gegnerischen Strafraum.

Hertha wird sich darauf einstellen müssen, dass dies in der neuen Saison häufiger passiert. Marcel Koller, der Trainer des VfL Bochum, ahnt schon, wie die Berliner das Spiel an diesem Sonntag anzugehen gedenken: „Sie werden auf unsere Fehler lauern.“ Also wird es im Umkehrschluss für seine Mannschaft darauf ankommen, erst gar keine Fehler zu machen.

„Bochum spielt nach vorne“, sagt Lucien Favre. Es klingt, als wolle er dem Gegner offensives Spiel verordnen. „Sie haben das bewiesen gegen Gladbach, als sie in der zweiten Halbzeit enorm viel Druck gemacht haben.“ Mit einem 0:3-Rückstand ging der VfL in die Pause, danach glich er noch zum 3:3 aus. „Sie können beides“, sagt Favre. Offensiv und defensiv. Mal sehen, für welche Variante sich Bochum gegen Hertha entscheiden wird.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

VfL Bochum: Heerwagen – Concha, Pfertzel (Mavraj), Yahia, Bönig – Imhof, Dabrowski – Freier, Epallé – Sestak, Klimowicz.

Hertha BSC: Drobny – Stein, Friedrich, von Bergen, Pejinovic – Ebert, Dardai, Kacar, Cicero – Raffael, Domowtschiski.

Schiedsrichter: Brych (München).

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