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Auf dem Weg zum 17. Grand-Slam-Titel. Serena Williams feiert ihren Halbfinalerfolg gegen die hilflose Chinesin Li Na.

© Reuters

Vor dem Finale der US Open: Serena Williams, die Unantastbare

Ohne Satzverlust ins Finale von New York: Die Tennis-Weltranglistenerste Serena Williams will gegen die Weißrussin Viktoria Asarenka die US Open gewinnen. "Wir kennen die Stärken und Schwächen der Anderen in- und auswendig", sagt Williams.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Serena Williams zur obligatorischen Pressekonferenz erschien. Das ist bei den Stars der Szene nicht ungewöhnlich, doch dieses Mal hatte die Weltranglistenerste einen triftigen Grund dafür, dass sie am Freitagabend erst drei Stunden nach ihrer Gegnerin Li Na auftauchte. Serena Williams hatte sich bei diesen US Open einmal mehr ein geradezu brutales Pensum auferlegt und an der Seite ihrer älteren Schwester Venus auch noch den Doppelwettbewerb bestritten. So kämpfte die 31-Jährige nach ihrem Halbfinalmatch im Einzel im Anschluss mit ihrer Schwester ebenso um den Einzug ins Endspiel. Doch was Williams zuvor gegen die Chinesin noch mit 6:0 und 6:3 in beeindruckend übermächtiger Weise gelungen war, klappte in der Fortsetzung gegen das tschechische Duo aus Andrea Hlavackova und Lucie Hradecka nicht mehr. Die Williams-Schwestern unterlagen mit 4:6 und 2:6. „Ich war vom Kopf her wohl etwas müde“, sagte Serena Williams nach dem Kraftakt.

Li Na hätte sich wohl gewünscht, dass ihre Gegnerin bereits am Nachmittag ein wenig schläfrig gewesen wäre, doch diesen Gefallen tat Williams der Weltranglistensechsten nicht. Im Gegenteil, die Amerikanerin begann die Partie hellwach und mit überwältigender Dominanz. Obwohl Li Na zu den wenigen Spielerinnen auf der Tour gehört, die an der Grundlinie die gewaltige Wucht von Williams’ Schlägen mitgehen können, wurde die Chinesin im ersten Satz förmlich überrollt. „Es fühlte sich wie Tischtennis an“, klagte Li Na später, „auf diesem riesigen Platz und alles ging viel zu schnell.“ Nachdem Williams im Viertelfinale Carla Suarez Navarro mit 6:0 und 6:0 abgefertigt hatte, erhöhte sie ihre Serie seit dem zweiten Satz gegen Sloane Stephens in der vierten Runde auf 25 gewonnene Spiele in Folge.

Dann überließ sie Li Na gnädig ihr erstes Spiel im zweiten Satz und gab danach sogar ihren Aufschlag ab. Es sollte ein flüchtiger Moment der Hoffnung für die Chinesin sein, die Williams nur ganz am Ende herausfordern konnte. Sechs Matchbälle wehrte sie furios ab, und das waren die besten 14 Minuten der gesamten Partie, bevor die Nummer eins mit einem krachenden Servicewinner das Kräfteverhältnis wieder untermauerte. „Ich bin am Schluss etwas nervös geworden“, gab Williams zu, doch so wie auch die ehemalige French-Open-Siegerin hatte sie das gesamte Turnier über ihre Gegnerinnen wie blasse Amateurinnen aussehen lassen. Nur 16 Spiele gab Williams in sechs Partien ab, das ist der niedrigste Wert bei einem Grand Slam seit 25 Jahren. Heute könnte sie sich die Trophäe der US Open ohne einen Satzverlust schnappen. Seit 2008 war das keiner Spielerin mehr gelungen. Damals war es, natürlich, auch Serena Williams.

Es wäre ihr fünfter Titel in New York und der 17. Grand-Slam-Erfolg insgesamt, und so unantastbar Williams durch die Runden gerauscht war, ist es schwer zu glauben, dass Viktoria Asarenka ihren Lauf stoppen könnte - vor einem Jahr war sie bereits im Finale bei dem Versuch gescheitert, wenn auch in drei Sätzen. Die Weltranglistenzweite aus Weißrussland hatte etwas Mühe gehabt beim 6:4 und 6:2-Sieg über Flavia Pennetta, dabei sechs Doppelfehler serviert und fünf Breaks kassiert. Sie wird gegen Williams deutlich besser aufschlagen müssen und noch mehr: „Gegen Serena muss man kämpfen, rennen, sich schinden und seine Zähne in jede Chance schlagen, die sich bietet.“

Geht man zurück bis Wimbledon 2012, hat Williams seither 97:5 Siege und 13 Titel auf dem Konto, davon drei bei den letzten fünf Grand Slams. Asarenka hat sie zuletzt in Cincinnati bezwingen können, unterlag jedoch in zwölf ihrer insgesamt 15 Duelle. „Wir kennen die Stärken und Schwächen der Anderen in- und auswendig“, sagte Williams. Wer es heute mehr wolle, werde den Unterschied machen. Als Gewinnerin der US-Tour winkt ihr mit dem Bonus von einer Million Dollar ein gewichtiger Zusatzanreiz. „Geld war nie meine Motivation“, sagte die Multimillionärin. „Ich habe immer nur gespielt, um Grand Slams zu gewinnen.“

Es dürfte keine gute Nachricht für Asarenka sein, dass Williams nun ohne Doppelbelastung ganz ausgeruht ins Endspiel geht.

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