zum Hauptinhalt
Eröffnungsfeier

© Reuters

Vor dem großen Spektakel: Die Eröffnungsfeier - ein Ausblick

Was von der Zeremonie zur Eröffnung der Spiele am Freitag zu erwarten ist.

Grüne Marsmenschen und blaue Wale, eine Weltkugel in der Mitte des Stadions, rosarote Ladies aus Hongkong und eine Fee auf einer goldenen Lotusblüte: Ein Fest der Farben wird die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele am Freitag, so viel steht fest, spätestens seit ein südkoreanischer TV-Journalist auf einer der streng bewachten Generalproben heimlich gefilmt hat. Doch auch legal kann man erste Eindrücke erhaschen: Die 20 000 Statisten, die bei dem Spektakel mitwirken, nehmen tagsüber rund um das Stadion Aufstellung. Seit Monaten üben die Komparsen, acht Generalproben werden seit Samstag für die Zeremonie abgehalten, am 11. Juli gab es schon mal ein riesiges Probefeuerwerk.

Farbe und Fantasy, Menschen und Massen – das war zu erwarten, wenn Starregisseur Zhang Yimou die Regie übernimmt. Versprochen hatte er einen dreieinhalbstündigen Bilderabriss über 5000 Jahre chinesische Geschichte: mit Terracotta-Soldaten, Akrobaten, Folkloregruppen, Kung-Fu-Kämpfern, Trommlern und modernen jungen Frauen in weißen Minikleidern sowie einer aus dem Boden wachsenden Stadt aus Papphochhäusern. Ein Spektakel wird’s, ganz sicher.

Wird es auch ein Propagandaspektakel? Seit Albert Speer und Leni Riefenstahl stehen Bombast-Inszenierungen rund um Olympische Spiele unter Generalverdacht, erst recht, wenn sich, wie jetzt in China, keine Demokratie inszeniert. Lichterdom, Massenchoreografie und Körperkult, all das versprechen die ersten Bilder auch für Peking. Haben Filmregisseure nicht schon immer einen Hang zum Bombast verspürt, in Hollywood wie in der Sowjetunion? Auch Zhang Yimou ist ein gutes Beispiel dafür. Und trotzdem bleibt er ein interessanter Grenzgänger.

Die Familie des 1951 in Xi’an Geborenen wurde während der Kulturrevolution verfolgt, er selbst zur Landarbeit verschickt. Auch als Filmregisseur steht er für beides: einerseits für Geschichten aus dem ländlichen China von heute wie in „Das Rote Kornfeld“ oder „Leben“, in Filmen, die nicht aufgeführt werden durften, er selbst erhielt Ausreiseverbot. Andererseits tritt er in den letzten Jahren verstärkt als geschickter Arrangeur von opulenter Historien-Epen auf, wie „Hero“, „House of Flying Draggers“ oder „Fluch der Goldenen Blume“, sie alle enthalten farbenprächtige, in ihrer Ornamentik der Massen jedoch nicht unproblematische Kampfszenen. Nicht wenige westliche Kritiker werfen ihm seitdem eine Wendung zum Propaganda-Regisseur vor.

Gesinnungsakrobatik gab es im Vorfeld auch bei anderen Beteiligten: Steven Spielberg, der mit Zhang Yimou die Zeremonie gestalten sollte, war aus Protest gegen Chinas Sudan-Politik ausgestiegen – die Schauspielerin Mia Farrow hatte ihn gewarnt, er würde als „Leni Riefenstahl von Peking“ enden. Eine verwirrende Gemengelage: Der seit der Documenta 12 auch in Deutschland bekannte Ai Weiwei, der das Architektenpaar Herzog / de Meuron beim Stadionbau beriet, distanziert sich inzwischen und will der Eröffnungszeremonie fernbleiben. Der in New York lebende Pyromane Cai Guoqiang hingegen, der auch in der Berliner GuggenheimDependance eine Ausstellung hatte, war in China bislang verboten. Nun entwirft er das Eröffnungsfeuerwerk und erhält gleichzeitig eine Ausstellung im Pekinger Nationalmuseum. Und der Düsseldorfer Multimedia-Künstler Andrée Verleger sorgt für das Lichtspektakel. Zuletzt hat er unter anderem eine Performance auf der Formel-Eins-Strecke von Abu Dhabi organisiert.

Christina Tilmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false