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Mein linker, linker Platz ist leer.... Jos Luhukay ist unzufrieden mit dem Auftritt seines Teams in der Rückrunde. Der Niederländer fordert Verstärkungen für die neue Spielzeit.

© dpa

Vor dem letzten Bundesliga-Spieltag: Hertha BSC und der geschrumpfte Erfolg

Bei Hertha BSC werden die personellen Umbauarbeiten wohl umfangreicher als gedacht ausfallen. „Wir wissen, dass wir uns verstärken müssen“, sagt Trainer Jos Luhukay

Per Skjelbred schenkte sich gestern das Auslaufen. Der Mittelfeldspieler von Hertha BSC hatte andere Sorgen. Seine persönliche Spielnachbereitung fand in einem Berliner Krankenhaus statt, sein Sohn hatte hohes Fieber und war stark geschwächt.

Eigentlich hätte der Norweger gleich all seine Mannschaftskollegen mitnehmen können, die Symptomatik Herthas in der Rückrunde ist nicht viel anders als die eines fiebergeschwächten Kindes. Wie gut, dass nur noch ein Spiel am kommenden Wochenende ansteht, dann geht es für den Klub in eine ausgedehnte Spielpause. Selbst wenn für Hertha im letzten Heimspiel der Saison ein Erfolg über Borussia Dortmund herausspringen sollte, der Gesamteindruck, den der Aufsteiger in diesem Jahr hinterlassen hat, wird kein guter mehr.

Sicher, das Klassenziel Klassenerhalt ist erreicht worden, was für einen Aufsteiger grundsätzlich als großer Erfolg durchgeht. Aber so erfolgreich fühlt sich das Gesamtabschneiden Herthas eben nicht mehr an. Zu schwach waren in den vergangenen vier Monaten die Auftritte der Mannschaft, die in der Hinrunde noch zu den positiven Überraschungen zählte. Platz sechs bei Saisonhalbzeit war mehr als erträumt; echte Anerkennung und Lob von der Konkurrenz, Fans und Medien waren der Lohn für engagierte Auftritte und einen teilweise erfrischenden, modernen Fußball. Nur haben die Berliner davon so gut wie gar nichts in die Rückrunde retten können, in der nur der taumelnde Hamburger SV noch schwächer war.

Eigentlich hätte Hertha die Rückrunde komplett herschenken können. Mit den 28 Punkten, die die Berliner nach 17 Spieltagen auf ihrem Konto hatten, wären sie dem Abstieg womöglich auch entkommen. Der HSV steht einen Spieltag vor dem Ende mit 27 Punkten auf dem Relegationsplatz. Braunschweig (25) und Nürnberg (26) haben nicht mal die. Mit anderen Worten: Das Überraschungsteam der Hinrunde ist in der Rückrunde auf Normalmaß geschrumpft. Und so sahen dann auch die Spiele aus.

Herthas Bilanz wird umso betrüblicher, als dass alle wesentlichen Parameter nicht mehr stimmen. Die Mannschaft hat als Kollektiv ihren Fußballstil der Hinrunde komplett verloren. Ihr Tun ist in den vergangenen vier Monaten tempolos, ausrechenbar und instabil geworden. Die Mannschaft spielt einen ängstlichen, biederen und harmlosen Fußball. Sie wirkt mutlos, platt und leicht besiegbar wie jetzt auch in Bremen. Es fehlt ihr an Spannkraft und Durchschlagkraft. „Das ist bitter und enttäuschend“, sagt Jos Luhukay knapp.

Herthas Trainer ist unzufrieden. Ihm ist nicht entgangen, dass praktisch keiner seiner Spieler das Leistungsniveau der Hinrunde erreicht hat. Von einer Weiterentwicklung ganz zu schweigen.

„Wir wissen, dass wir uns verstärken müssen“, sagt Luhukay. Gut möglich, dass die personellen Umbauarbeiten in der Sommerpause nun doch etwas umfangreicher ausfallen als noch im Winter geplant. Während bisher von drei bis vier Neuzugängen für die kommende Bundesligaspielzeit die Rede war, könnten es wohl auch fünf oder sechs werden. „Wir wollen und müssen Qualität holen“, sagt der Niederländer, der in der ihm gegebenen Diktion von einer „gewissen Durchselektion“ spricht. „Wir müssen das tun, was für Hertha wirtschaftlich möglich ist“, sagt er, betont aber zugleich die Schwierigkeit dabei: „Wir sind nicht allein da, alle in der Liga greifen auf die gleichen Spieler zu.“ In Herthas Management wird die Betriebstemperatur also noch ein Weilchen hoch bleiben müssen. Michael Rosentritt

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