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Halt gesucht. Nach Kreuzbandriss hofft Baumjohann auf Teileinsätze.

© Imago

Vor dem Spiel gegen 1899 Hoffenheim: Der Spielschöner

Alexander Baumjohann ist in der Krise Herthas Hoffnungsträger. Dabei muss er seine Form erst finden, Trainer Luhukay will den zuletzt Langzeitverletzten langsam aufbauen - obwohl das Berliner Mittelfeld seine Ideen gebrauchen könnte.

"Baaaauuu-miii!" Immer wieder, mit langgezogenem AU und I. Dieser Ruf hallt in dieser Woche immer wieder über den Trainingsplatz von Hertha BSC. Etwa, wenn Alexander Baumjohann im Trainingsspiel Tore mit der Hacke vorbereitet oder Außenristlupfer an den Pfosten setzt. Oder wenn der kleine Mittelfeldspieler beim Torschusstraining ungeahnte Abschlussqualitäten mit dem Kopf beweist. Aber die Mitspieler rufen auch das lange AU und I, wenn er den Ball senkrecht in die Luft ballert statt über die Torlinie zwei Meter vor ihm. Oder wenn er den richtigen Moment verpasst, sich mit einem Abspiel vom Ball zu trennen oder dem Gegenspieler nur hinterhertrabt.

Luhukay: "Das Schönste am Schalke-Spiel war seine Rückkehr"

"Baaauuu-miii!", rufen auch die Reporter, als Baumjohann den Platz verlässt, doch der läuft weiter und murmelt: "Ich habe schon genug gesagt." Sechs Monate hatte niemand nach ihm gerufen, die Mannschaft spielte erfolgreich und Baumjohann arbeitete still am Comeback nach seinem Kreuzbandriss im rechten Knie. Nun hat er gerade einmal wieder gespielt und steht sofort im Mittelpunkt. Denn die Mannschaft spielt mittlerweile schlecht, da ist der 27-Jährige einer der wenigen Stimmungsaufheller. "Baumjohann ist Herthas Mann gegen den Frust", "Baumjohanns Leichtigkeit ist gefragt", lauteten die Schlagzeilen.

Allein seine Rückkehr als Einwechselspieler für die letzte halbe Stunde schien die jüngste 0:2-Niederlage bei Schalke 04, die vierte in Serie, erträglich zu machen. "Das Schönste am Spiel war seine Rückkehr", sagte etwa Trainer Jos Luhukay.

Der Spielschöner strahlte direkt nach seinem Comeback, 209 Tage nachdem er sich beim Spiel in Wolfsburg verletzt hatte. Er sei glücklich, genieße jede Sekunde, hoffe auf mehr Einsätze, denke nicht ans Knie. Was man so sagt, wenn das Glück nur so aus einem herausplatzt.

Baumjohann als Belebung?

Mittlerweile zieht er eher ein genervtes Gesicht, von Leichtigkeit ist da wenig zu sehen, eher von Frust. Die viele Aufmerksamkeit scheint ihm nicht zu behagen. Dass Baumjohann in der aktuellen Hertha-Krise zum Hoffnungsträger hochgejubelt wird, das passt ihm, dem Verein und Trainer Luhukay gar nicht.

"Es bleibt dabei, dass wir ihn sorgfältig aufbauen", sagt Luhukay vor dem Spiel heute gegen Hoffenheim (17.30 Uhr). Baumjohann sei zwar eine Alternative für den 18er-Kader, aber nach einem Startelfplatz klangen die Trainerworte nicht gerade. "Alles, was er an Teileinsätzen mitnimmt, wird ihm helfen, für die neue Saison sein altes Level zu erreichen."

Es wird ja oft gesagt, ein Spieler brauche nach einer Verletzung noch einmal die gleiche Zeit, um wieder die alte Form zu erreichen. Das wäre bei Baumjohann irgendwann im September. Doch Hertha könnte ihn jetzt schon gebrauchen. Zuletzt fehlten den Berliner Angriffen Ideen und Spielwitz, auf Baumjohanns Position im offensiven Mittelfeld konnten weder Ronny noch Per Skjelbred zuletzt überzeugen. Auf die muss Luhukay wohl weiter bauen, auch wenn er hofft, dass Hertha nach sechs sieglosen Spielen in den letzten sechs Partien eine "neue Phase einleitet".

Ohnehin kann kaum jemand seriös beurteilen, was Baumjohann selbst im fitten Zustand zu leisten imstande ist. Seine ersten vier Ligaspiele im Hertha-Trikot waren mehr als ansehnlich, doch das traf auf die Leistungen der gesamten Elf am Saisonbeginn zu. Es hat sicher seine Gründe, warum der begnadete Techniker in jungen Jahren bei Klubs wie Bayern München und Schalke landete, aber auch, dass er vor dem Wechsel nach Berlin beim Zweitligisten Kaiserslautern gestrandet war. Gerne würde man ihn einmal sehen, wenn er fit ist, leicht, frustfrei und nicht als Hoffnungsträger überladen.

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