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Und wer steht heute im Tor?

© Kitty Kleist-Heinrich

Vor dem Spiel gegen Ingolstadt: Torwartrochade bei den Eisbären

Kevin Nastiuk spielte gegen Krefeld und hielt gut. Trotzdem könnte er die Eisbären nach der Saison verlassen - weil die Berliner wohl schon einen anderen Torhüter verpflichtet haben.

Von Katrin Schulze

Es lief die 27. Minute, als sich Kevin Nastiuk noch einmal selbst übertraf. Hatte der Torhüter der Eisbären zuvor schon vieles abgewehrt, flogen die Schüsse nun im Sekundentakt aus allen Richtungen auf sein Tor zu. Links, rechts, rechts, links – Nastiuk parierte sie alle. Das Publikum raunte zunächst erstaunt und schmetterte dann seinen Namen im Sprechgesang durch die Arena. Es war ein skurriles Szenario, denn mit seinem Auftritt im Spiel am Freitagabend befeuerte Kevin Nastiuk noch einmal eine Diskussion, die beim größten Berliner Eishockeyverein seit einer Weile läuft und kürzlich durch eine große Boulevardzeitung öffentlich ausgebreitet wurde.

Mehr als ein Gerücht ist es wohl, dass Nastiuk in der kommenden Saison nicht mehr das Berliner Tor hüten darf. Gut möglich sogar, dass der 26 Jahre alte Kanadier, der eigentlich Ersatz von Stammtorwart Rob Zepp ist, gegen die Krefeld Pinguine eine seiner letzten Begegnungen für die Eisbären absolvierte. Dem Vernehmen nach bleibt Zepp noch mindestens eine weitere Saison bei den Berlinern, und einen neuen zweiten Mann sollen sich diese ebenfalls bereits geangelt haben. Die Verpflichtung von Sebastian Elwing vom EHC München wollen zwar weder Eisbären-Manager Peter John Lee noch der Spieler selbst bestätigen, aber das ist ein ganz gewöhnlicher Vorgang in der Branche. Natürlich hat auch Nastiuk von den Plänen seines Arbeitgebers gehört. „Gerüchte sind Gerüchte“, sagt er – was man halt sagt in so einer Situation. „Ich liebe es, in Berlin zu spielen und hoffe, noch eine Chance zu bekommen.“

Besonders viele Einsätze hat der Torhüter von seinem Trainer Don Jackson seit seinem Wechsel im Jahr 2010 nicht bekommen. Obwohl Jackson wissen ließ, dass seine beiden Torhüter „auf einem ähnlichen Level sind“, hatte er immer einen Faible für Zepp. Als Nastiuk dann einmal im Anfall übertriebenen Ehrgeizes trotz Erkrankung spielte und aufflog, hatte er es sich mit dem Trainer vermutlich richtig verdorben. Warum er gegen Krefeld nach langer Zeit mal wieder randurfte? Zepp benötige eine Auszeit, Nastiuk dagegen Spielpraxis, begründete Jackson.

Dass die Eisbären beim spektakulären 7:4 am Freitag beinahe noch ein 5:0 hergaben, hatte dann aber weniger mit einer nachlassenden Torwartleistung als mit der generellen Nachlässigkeit seiner Vorderleute zu tun. „So einen Scheiß dürfen wir nie wieder machen“, sagte Verteidiger Nick Angell. Sein Kollege Nastiuk blieb diplomatischer: „Das war eine Lehrstunde – und es war gut, dass sie vor den Play-offs passierte.“ Ansonsten bewertete er seine Leistung mit einem leicht untertriebenen „gut“. Trotzdem wird im Spitzenspiel um den ersten Platz am Sonntag gegen den ERC Ingolstadt (14.30 Uhr, o2-World, live bei Sky) voraussichtlich wieder Rob Zepp im Berliner Tor stehen – so jedenfalls lautete die Absprache vor dem Wochenende.

Vor diesem Hintergrund wirkte der Ausklang des Abends fast wie ein Abschied von Kevin Nastiuk. Ganz am Ende, als sich alle vom Schock des Schlussdrittels erholt hatten, in dem Krefeld aus einem 5:0 binnen vier Minuten ein 5:4 gemacht hatte, baten die Fans ihn mit lauten Sprechchören zu einer Ehrenrunde. Auch wenn einiges dagegen spricht, hofft der Torwart, dass es nicht einer seiner letzten war in Berlin.

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