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Läuft! Jakub Blaszczykowski

© REUTERS

Vor dem Spiel gegen Portugal: Jakub Blaszczykowski ist der polnische EM-Star

Der Mittelfeldspieler Jakub Blaszczykowski stellt bei den Polen Robert Lewandowski in den Schatten. Der Stürmer vom FC Bayern hat bisher in vier EM-Spielen noch nicht getroffen.

Die Aufmunterung funktionierte perfekt. Kurz nachdem Jakub Blaszczykowski am Mittwoch per Videobotschaft der polnischen Tennisspielerin Agnieszka Radwanska viel Erfolg für ihr Erstrunden-Match in Wimbledon gewünscht hatte, gewann sie problemlos 6:2, 6:1 gegen die Ukrainerin Kateryna Koslowa. „Du verlierst nie deinen Enthusiasmus und arbeitest immer hart“, sagte Blaszczykowski in Richtung Radwanska. „So können wir dich immer anfeuern.“

Bei der polnischen Fußball-Nationalmannschaft wird derzeit Blaszczykowski am lautesten angefeuert. Denn während der Europameisterschaft hat bisher nicht Superstar Robert Lewandowski die Glanzpunkte der Polen gesetzt, sondern der Mittelfeldspieler. Im dritten Gruppenspiel gegen die Ukraine erzielte Blaszczykowski gerade einmal acht Minuten nach seiner Einwechslung den 1:0-Siegtreffer. Im Achtelfinale gegen die Schweiz brachte er die Polen mit seinem zweiten Turniertreffer in Führung und war auch im Elfmeterschießen treffsicher. „Einige hatten tatsächlich in Gedanken schon einen Schlussstrich unter seine Nationalmannschaftskarriere gezogen. Kuba aber hat es allen gezeigt“, sagte dessen Mitspieler Lukasz Piszczek von Borussia Dortmund dem „Kicker“.

"Ich bin nicht der Star des Teams"

An diesem Donnerstag im Viertelfinale gegen Portugal in Marseille steht der 30-Jährige deshalb nun besonders im Fokus. Dabei hat Blaszczykowski beim AC Florenz, an den ihn der BVB verliehen hatte, eine bescheidene Saison gespielt. Er wird wohl auch nach Dortmund zurückkehren, wo er noch einen Vertrag bis 2018 besitzt. Im Nationalteam agiert er deutlich selbstbewusster. „Um meine Träume kämpfe ich mit aller Kraft“, betont er. Und dazu gehört eben der Wunsch, mit Polen einen großen Erfolg zu erringen. Möglicher individueller Überhöhung aber beugt er vor: „Ich bin nicht der Star des Teams. Wir sind eine Mannschaft.“

Darum will Blaszczykowski auch gegen Portugal seinen Teil dazu beitragen, die Fans in der polnischen Heimat weiterhin zu verzücken. Während des Achtelfinals gegen die Schweiz waren die Straßen völlig leer gefegt, an Spieltagen sitzen städtische Busfahrer im rot-weißen Fantrikot hinter dem Steuer. Unzählige Autofahrer haben Fahnen aus den Fenstern hängen – was selbst vor vier Jahren bei der Heim-EM nicht so ausgeprägt war.

"Die Leiden des Robert Lewandowski"

Gegen die zwar favorisierten, aber bislang keineswegs übermächtig auftretenden Portugiesen wollen die Polen erstmals seit der WM 1982 wieder das Halbfinale eines großen Turniers erreichen. „Wir haben Geschichte geschrieben“, sagt Piszczek über den erstmaligen Einzug in ein EM-Viertelfinale. „Aber es geht noch mehr. Es wäre das Größte, wenn wir auch noch die nächste Runde überstehen würden.“

Dafür brauchen die Polen jedoch auch einen Lewandowski in Topform. Der Stürmer vom FC Bayern hat bisher in vier EM-Spielen noch nicht getroffen. So berichten polnische Medien derzeit von den „Leiden des Robert Lewandowski“ und einer „EM-Tortur“ des Angreifers. Lewandowski selbst sagte zuletzt schmallippig: „Ich muss Geduld haben. Vielleicht werde ich dann belohnt.“ Dass nun ausgerechnet Blaszczykowski in den Vordergrund rückt, wird Lewandowski nicht gefallen. Der Mittelfeldspieler galt zu gemeinsamen BVB-Zeiten nicht gerade als dessen innigster Freund.

Gegen Portugal kommt es aber darauf an, dass beide harmonieren und groß aufspielen. Sonst wird Tennisspielerin Radwanska im Juli die einzige Athletin sein, die für Polen einen Titel gewinnen kann. (Tsp)

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