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Gekas

© dpa

Vorbereitung: Hertha BSC: Hinten stabil, vorne labil

Die Berliner haben in diesem Jahr noch kein Gegentor kassiert, doch dafür treffen die Stürmer nicht.

Berlin - Es ist nicht genau bekannt, was Herthas teuerster Stürmer gerade macht. Nicht mal seinen Aufenthaltsort kennt Trainer Friedhelm Funkel. Es ist aber nicht so, dass er deshalb in irgendeiner Weise beunruhigt wäre. An der Personalie André Lima ist für den Berliner Fußball-Bundesligisten nur noch ein Aspekt interessant: Wann endlich findet sich ein Verein, der bereit ist, ihn zumindest leihweise unter Vertrag zu nehmen?

Bis Ende Dezember war Lima nach Botafogo ausgeliehen, theoretisch könnte er schon morgen wieder für Hertha spielen. Aber Funkel hat nicht im Traum daran gedacht, den 24-Jährigen, der im Sommer 2007 für 3,5 Millionen Euro nach Berlin gekommen ist, im Training wenigstens einmal vorspielen zu lassen. „Ich habe mich für diesen Kader entschieden“, sagt er. „Wir haben ein sehr gutes Arbeitsklima. Da will ich keinen Spieler mehr dazu haben.“ Man kann es natürlich auch so sehen: Soooo groß ist die Not nun auch nicht, dass Lima noch einmal eine ernsthafte Option für Hertha werden könnte.

Dass die Berliner zuletzt Probleme in der Offensive hatten, war jedoch nicht zu übersehen. Seit dem letzten Spieltag stellt Hertha nicht nur die Bundesliga- Mannschaft, die immer noch die meisten Gegentore kassiert hat; die Berliner haben jetzt auch die wenigsten Tore geschossen, gerade 17 in 20 Spielen. Gegen Mönchengladbach und Bochum blieb der Tabellenletzte zuletzt zweimal hintereinander ohne Tor. So schön die neue defensive Stabilität mit drei Spielen ohne Gegentor auch sein mag – sie geht offensichtlich auf Kosten der Offensive. „Unsere Stürmer und Mittelfeldspieler werden schon bald wieder treffen“, sagt Trainer Funkel. Woher er diese Erkenntnis nimmt, hat er nicht gesagt. Vermutlich ist es Funkels Erfahrung aus gefühlten 84 Jahren Bundesligazugehörigkeit. Hertha ist nicht die erste Mannschaft, die Phasen der Erfolglosigkeit vor dem Tor durchlebt, aber in der Regel geht eine solche Phase irgendwann auch wieder zu Ende. „Man darf nicht verzagen und nie den Glauben verlieren“, sagt Funkel.

Vor allem von Theofanis Gekas hatten sich die Berliner eine deutliche Aufwertung ihres Angriffs erhofft. Der Grieche zählt seit langem zu Funkels Wunschspielern, bereits 2004 wollte er ihn nach Frankfurt holen. Gekas hat beim  VfL Bochum bewiesen, dass er auch in einem mäßig begabten und besetzten Umfeld auf eine beachtliche Torquote kommen kann; 2007 war er sogar Torschützenkönig der Bundesliga. Gerade diese Fähigkeit hat ihn in diesem Winter für Hertha interessant gemacht. „Er ist ein Spieler, der Tore machen kann und dazu nicht viele Chancen braucht“, hat Funkel bei seiner Vorstellung gesagt. Die beiden letzten Spiele aber wirkten wie ein Experiment: Wann unterschreitet die Anzahl an Torchancen einen Wert, bei dem selbst Gekas nicht mehr trifft?

Gegen Bochum hatte der Grieche bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute gerade 16 Ballkontakte. Einen einzigen Torschuss wies die Statistik am Ende des Spiels für ihn aus. Wobei Torschuss etwas übertrieben ist. Gekas wurschtelte den Ball mehr oder weniger ins Toraus, als er plötzlich und unverhofft frei vor Bochums Torhüter Philipp Heerwagen stand. Um es positiv auszudrücken: Gekas stand zumindest da, wo ein Stürmer stehen muss. Er besitzt einen klaren Instinkt für solche Gelegenheiten. Schon eine Woche zuvor hatte er sich in einer ähnlichen Situation wiedergefunden. Nachdem Gladbachs Torhüter Logan Bailly einen Schuss von Cicero abgewehrt hatte, landete der Ball auf Gekas’ Fuß, der Grieche aber setzte ihn am Tor vorbei.

Zu seiner Entschuldigung sei gesagt, dass weder die Gladbacher noch die Bochumer besondere Rücksicht auf seine speziellen Fähigkeiten nahmen. Im Gegenteil. Überraschenderweise spielten sie genau so, wie Gekas es gar nicht mag. Sie verknappten den Raum, der gerade für das Spiel des Griechen so wichtig ist. „Gekas wird gegen Teams, die sich nicht nur hinten reinstellen, besser zur Geltung kommen“, sagt Funkel. Das Gleiche gilt im Grunde für seinen Sturmpartner Adrian Ramos, der mit fünf Toren in der Hinrunde Herthas bester Torschütze ist und gerne mit viel Anlauf aus dem Mittelfeld kommt. Funkel erlebt den Kolumbianer als „trainingsfleißig und willig“, wirklich torgefährlich war er zuletzt nicht mehr. Vielleicht kommt Werder Bremen den Berlinern da als nächster Gegner gerade recht. Die Bremer sind nicht dafür bekannt, dass die Verteidigung des eigenen Tores bei ihnen höchste Priorität genießt.

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