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Sport: Vorsicht vor Europa

Stefan Hermanns über schlechte Aussichten für den Karlsruher SC

Ralf Rangnick, der Trainer des Fußball-Zweitligisten Hoffenheim, hat die ohnehin reiche deutsche Sprache in diesen Tagen um eine schöne Wendung bereichert. Im Zusammenhang mit den Ambitionen seines Klubs hat er von „akuter Aufstiegsgefahr“ geredet. Analog dazu könnte man sagen, dass der Karlsruher SC sich derzeit in akuter Uefa-Cup- Gefahr befindet, nachdem er an diesem Wochenende den fünften Tabellenplatz erobert hat.

Den Karlsruhern ist nicht vorzuwerfen, dass sie sich fahrlässig in Gefahr stürzen. Die Spieler des Aufsteigers haben reiflich überlegt, ob sie sich den Weg nach Europa wirklich zutrauen dürfen. Das ehrt sie und spricht für ihre Ernsthaftigkeit – trotzdem bleibt die Frage, ob die Karlsruher wirklich wissen, worauf sie sich einlassen.

Dass der Uefa-Cup – im direkten Vergleich mit der Champions League – in den vergangenen Jahren erheblich an Renommee eingebüßt hat, hat zu der irrigen Ansicht geführt, der Wettbewerb sei eine lässliche Nebenbeschäftigung. In Wirklichkeit absorbiert er mehr Aufmerksamkeit, als ein Klub wie der KSC zu leisten imstande ist. An warnenden Beispielen mangelt es nicht: Der VfL Bochum ist einst ohne Zwischenstopp von der Zweiten Liga in den Uefa-Cup durchgerauscht – und hat ebenfalls ohne Zwischenstopp denselben Weg wieder zurückgenommen. Dass der 1. FC Nürnberg nach einem Jahr voller Erfolge in dieser Saison wieder akut in Abstiegsgefahr geraten ist, lässt sich wohl auch mit der ungewohnten Doppelbelastung erklären.

Was Nürnberg im vorigen Jahr war, ist der KSC in diesem: eine in jeder Hinsicht erfreuliche Überraschung. Die Karlsruher spielen einen erstaunlich reifen Fußball, sie neigen nicht zu Fantastereien, und wenn sie am Ende als Siebter den Uefa-Cup verpassen, ist das mehr als ein schöner Erfolg. Es ist vor allem die Garantie dafür, dass der KSC auch in der Saison 2009/10 in der Bundesliga spielt.

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