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Sport: Vorsprung durch weniger Technik Was das DTM der Formel 1 voraus hat

Eine attraktive Rennserie mit 20 Autos, die im Klassement eng beieinander liegen – das klingt ideal. So viel Ausgewogenheit herrscht im Deutschen Tourenwagen-Masters, nicht in der Formel 1.

Eine attraktive Rennserie mit 20 Autos, die im Klassement eng beieinander liegen – das klingt ideal. So viel Ausgewogenheit herrscht im Deutschen Tourenwagen-Masters, nicht in der Formel 1. Die Kosten für die Teams und die Zuschauer sind akzeptabel, die Rennen oft mit knappem Ausgang. Das Reglement unterstützt das. In diesem Jahr werden die Autos auf dem derzeitigen technischen Stand eingefroren. Ein Vorbild auch für die Formel 1? Das DTM, das an diesem Wochenende zum neunten Saisonlauf auf dem Lausitzring zu Gast ist (14 Uhr, live in der ARD), und Formel 1 scheinen aber in zu verschiedenen Welten zu existieren.

Einer, der in beiden Rennserien vertreten ist, gibt sich zurückhaltend. Mercedes-Sportchef Norbert Haug möchte das Thema „nicht so gern kommentieren“. Seit Beginn dieser Woche sind die politischen Verhältnisse in der Formel 1 wieder sehr angespannt. Denn der Präsident des Motorsport-Weltverbandes Fia, Max Mosley, überraschte Teams und Hersteller mit der Erklärung, dass er die eigenen Ideen nun rigoros durchziehen werde, da von der anderen Seite ja keine konstruktiven Vorschläge zur Kostenersparnis gekommen seien. „Eines ist mal sicher“, sagt Haug, „man spart nicht dadurch, dass man von V10- auf V8-Motoren wechselt, die dann aber statt 19 000 an die 20 000 Touren drehen müssen.“ Dass ständige Änderungen eine Rennserie teurer statt billiger machen, das haben auch die verschiedenen Formel-1-Teamchefs angesichts der dort von der Fia seit Jahren ausgelebten Veränderungswut zu spüren bekommen.

Komplett übertragbar vom DTM auf die Formel 1 ist das Konzept jedoch nicht. Da sind sich auch der ehemalige Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen und sein Ex-Formel-1-Kollege Heinz-Harald Frentzen einig. Es seien zwei völlig verschiedene Welten, sagt Häkkinen. Der Anspruch der Formel 1 als erste Klasse des Motorsports sei ein anderer, so dass man dort nicht einfach per Reglement technischen Stillstand verordnen kann. Der Wettbewerb der Technik gehöre da einfach dazu. Ein Formel-1-Reglement so wie im DTM festzuschreiben, hieße ja auch, dass keine entscheidenden technischen Fortschritte mehr möglich wären und dass die dort herrschende Hierarchie der Teams zementiert würde. Ein Unding, dem kein Team, das im Moment einen Rückstand hat, zustimmen kann. Im Formel-1-Qualifying sind die Ersten den letzten oft mehr als vier bis fünf Sekunden voraus. Bei den Tourenwagen ist das anders: Im Qualifying auf dem Lausitzring trennten den Zehnten 0,5 Sekunden vom ersten Platz, der Siebzehnte hatte weniger als eine Sekunde Rückstand. Eine wichtige Komponente des ganzen DTM-Konzepts ist in der Formel 1 noch unmöglich: Der Verkauf ganzer Autos, die als Basis für die Existenz von Privatteams im DTM dienen, ist in der Formel 1 verboten. „Es ist zwar theoretisch möglich, dass sich das 2008 ändert, aber jetzt geht es nicht“, sagt Norbert Haug.

Jedoch haben die DTM-Verantwortlichen den Teams diese Möglichkeit nicht ganz freiwillig eingeräumt: Hersteller Opel wird 2006 keine Werksautos mehr stellen, die Serie würde mit Audi und Mercedes allein an Attraktivität verlieren. Da nun die Technik auf dem Stand von 2005 eingefroren wird, können Privatteams in der Saison 2006 kostengünstig mit einem alten Auto an den Start gehen und konkurrenzfähig sein – und das DTM führt für die Fans weiterhin den Namen Opel in den Startlisten. An einigen Punkten kann sich die Formel 1 dennoch am Tourenwagen-Masters orientieren. In einer für die Rennserie schwierigen Situation haben die Verantwortlichen zusammen agiert und nicht nur Schuldzuweisungen ausgerufen. Ein konstantes Reglement, vor allem im Motorenbereich, und Testbeschränkungen, wie es sie im DTM schon lange gibt, könnten auch für die Formel 1 eine Verbesserung sein.

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