zum Hauptinhalt

Vorwürfe gegen Herthaner: Fall Patrick Ebert: Erpressung oder außergerichtliche Einigung?

Hertha-Profi Patrick Ebert sieht sich dem Vorwurf der Sachbeschädigung ausgesetzt. Wie der Tagesspiegel erfuhr, soll Ebert sich nun mit einem der Geschädigten außergerichtlich geeinigt haben, damit dieser seinen Strafantrag zurückzieht. Eberts Anwalt widerspricht dieser Version.

Patrick Ebert stehen ein paar schwierige Tage bevor. Erst vor drei Wochen war bekannt geworden, dass Ebert und sein Kumpel Kevin-Prince Boateng, Profi bei Borussia Dortmund, verdächtigt werden, am 18. März gegen 3.30 Uhr in der Brandenburgischen Straße bei fünf Autos die Seitenspiegel abgetreten, bei einem Wagen den Lack zerkratzt sowie einen Roller umgestoßen zu haben. Nun weitet sich die Affäre noch aus. Wie der Tagesspiegel aus Ermittlungskreisen erfuhr, soll Ebert sich mit einem der Geschädigten auf eine außergerichtliche Zahlung geeinigt haben, damit dieser seinen Strafantrag zurückzieht.

Eberts Rechtsanwalt Janusz Lerch widerspricht dieser Version. „Das ist schlichtweg falsch“, sagte er auf Nachfrage. Die Polizei wollte gestern aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben zu dem Fall machen. Aus Sicherheitskreisen war allerdings zu erfahren, dass einem der Geschädigten, dem Inhaber einer Firma, mehrere der demolierten Autos gehören. Dieser soll verschiedene Mittelsmänner beauftragt haben, mit dem Fußballer Kontakt aufzunehmen: Man habe Patrick Ebert den Vorschlag gemacht, freiwillig den Strafantrag zurückzuziehen, wenn er im Gegenzug dafür etwas bietet. So sollen laut Ermittlerkreisen 5000 Euro und zehn Hertha-Freikarten in exponierter Stellung im Olympiastadion von Patrick Ebert an den Geschädigten geflossen sein. „Ebert dachte, damit könne er sich freikaufen. Beide Parteien waren sich auch handelseinig“, sagte ein Ermittler gestern.

Eberts Anwalt Lerch schildert eine andere Geschichte. Wenige Tage nach der Tatnacht sei Ebert auf seinem Mobiltelefon angerufen und zur Begleichung des Schadens aufgefordert worden sein. Weil Ebert sich geweigert habe, sei Ende März eine Person im Auftrag der angeblich geschädigten Firma vor Eberts Haustür aufgetaucht und habe versucht, den Fußballprofi mit Nachdruck zur Zahlung aufzufordern, angeblich mit den Worten, dass sonst „nichts mehr garantiert“ werden könne. Daraufhin habe Lerch Schreiben an das Landeskriminalamt sowie an die angeblich geschädigte Firma gerichtet. Die Firma fragte er, ob es sich um ein Missverständnis handele, das Landeskriminalamt wurde über die Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt. Danach habe die Firma ihre Anzeige zurückgezogen. Der Polizei liegt nun eine Anzeige wegen Erpressung vor. Auch hier wird eifrig ermittelt. Doch stehe diese Erpressung nicht direkt in Zusammenhang mit dem Geschädigten, der seinen Strafantrag zurückgezogen hat, heißt es aus Ermittlungskreisen.

In der Angelegenheit der Sachbeschädigung rechnet Lerch nicht mit einer Entscheidung der Staatsanwaltschaft vor Ostern. „Für die Zeit nach Ostern habe ich Akteneinsicht beantragt“, sagte Lerch. Erst danach kann die Staatsanwaltschaft über die Erhebung einer Anklage entscheiden. Doch wie es aus Sicherheitskreisen weiter heißt, sollen die Vorwürfe gegen Ebert stimmen. Er soll an jenem Abend die Seitenspiegel mehrerer Autos abgetreten und den Lack zerkratzt haben. „Das ist ziemlich sicher, dass er das war“, sagte ein Ermittler. Dem Verein hatte Ebert das Gegenteil versichert. Ebert wollte sich gestern auch auf Nachfrage nicht äußern.

Eine Szene beim Training am Dienstag sagte allerdings vieles über seinen Gemütszustand. Eberts Mannschaft hatte gerade ein Gegentor kassiert, da drehte sich der Mittelfeldspieler um und trat vor Wut eine der beiden Stangen um, die zusammen ein Tor bilden. Doch anstatt die Stange aufzuheben, spielte Ebert weiter. Trainer Lucien Favres Reaktion: Er schraubte symbolisch mit der Hand an den imaginären Schrauben im Kopf.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false