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Sport: Warm boxen

Wladimir Klitschko trifft Samstag auf den Amerikaner Nicholson – das Ziel aber heißt WM-Titelkampf

Berlin (fmb). Natürlich klang alles wieder nach ganz großem Boxen, darunter macht es Wladimir Klitschko nicht. Also, Danell Nicholson, 36, USAmerikaner, ist für viele Beobachter ein mittelmäßiger Schwergewichtsboxer, für Klitschko hat er einen „Muhammad-Ali-Stil". Muhammad Ali, das hat Klitschko wirklich gesagt, als er über seinen nächsten Kampf redete. Am Sonnabend (22 Uhr, live im ZDF) wird der Ukrainer in Kiel gegen Nicholson boxen, für Ex-Weltmeister Klitschko darf das nicht viel mehr als eine Pflichtaufgabe darstellen. Schließlich will er so schnell wie möglich wieder einen WM-Kampf. Aber als Pflichtaufgabe kann man so einen Kampf natürlich nicht verkaufen. Deshalb redet Klitschko über die große Beweglichkeit von Nicholson, und weil der US-Amerikaner nicht im Ring steht wie ein Sack Zement, wird er schon zur Ali-Kopie. So läuft das im Boxen.

Klitschkos Trainer Fritz Sdunek hat bei so einer Inszenierung seine feste Rolle. Eine öffentliche Rolle, muss man sagen, intern redet er oft genug anders als vor Kameras. Vor den Kameras erklärte er gestern: „Nicholson ist ein hervorragender Gegner.“ Schnell auf den Beinen, hart im Schlagen, halt wie Muhammad Ali. Nicholson hat 46 Kämpfe bestritten, er hat davon 42 gewonnen, aber das allein heißt ja nichts. Klitschko selber hatte lange genug Gegner, die aussahen als hätten sie ihr Trainingslager bei McDonalds absolviert.

Aber vermutlich wird der Kampf länger als 99 Sekunden dauern, länger also als Klitschkos jüngster Auftritt im Ring. Da fiel der Argentinier Fabio Moli schon um, als ihn Klitschko nur ein bisschen scharf angeschaut hatte. Zuvor hatte Moli unbeschwert zu Klitschkos Einmarschmusik im Ring ein bisschen getanzt. Angekündigt wurde er freilich als „ungestümer Pampa-Stier" und „K.o.- Schläger."

Für Klitschko geht es unverändert um Imageverbesserung. Seine Niederlage gegen den Südafrikaner Corrie Sanders ist noch nicht vergessen, und den Sieg über Moli als Beweis einer Rehabilitierung heranzuziehen ist so glaubwürdig wie Mike Tyson als Referent bei Bibelstunden. Wladimir Klitschkos Bruder Witali sagt es deutlich: „Ohne einen Sieg über Nicholson brauchen wir über die WM nicht zu reden.“ Und nur durch einen überzeugenden Kampf gewinnt Klitschko wieder sportliche Anerkennung.

Freilich: Er ist unverändert populär genug, um die Kieler Ostseehalle zu füllen. 10 000 Zuschauer werden den Kampf vor Ort erleben – ausverkauft.

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