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Sport: Warum Bayer Weltmeister wird

Von Martín E. Hiller Jahrelang hat Bayer Leverkusen alles getan, um Meister zu werden.

Von Martín E. Hiller

Jahrelang hat Bayer Leverkusen alles getan, um Meister zu werden. Die besten Trainer wurden engagiert, die begabtesten Spieler, der abgebrühteste Manager. Sie verrichteten ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen und legten ihr Schicksal in die Hand des selten näher charakterisierten Fußballgottes. Allein, dieser hatte selten ein Einsehen, anders gesagt, nie.

Eines Tages erkannte Manager Reiner Calmund, dass man die Titelentscheidung schon theoretisch dem Einflussbereich des Allmächtigen entziehen muss. Fortan fokussierte er sein Schaffen auf den Gewinn der WM 2002 – für Bayer. Nachdem es mit der eigenen Spielkunst nicht gereicht hatte, folgte Calmund dem aus der Hochfinanz bekannten Begriff der indirekten Beteiligung: Wenn der Weltpokal ausgehändigt wird, soll mindestens ein Leverkusener Spieler mit von der Partie sein.

Der Leverkusener WM-Sieg ist von langer Hand vorbereitet: Seit 1995, als man den Berliner Ramelow holte, verpflichtete Leverkusen vornehmlich Spieler, die einmal in den Reihen der WM-Halbfinalisten stehen sollten – aller Halbfinalisten, denn diesmal sollte der Zufall ausgeschlossen werden. Also folgten der Türke Bastürk sowie der Brasilianer Lucio. Aus dem gleichen Grund wurde wohl Diego Placente verpflichtet, schließlich galt Argentinien vor der WM als Favorit. Kleiner Fehler. Und Südkorea im Halbfinale, das hätte man auch ahnen müssen. Von den Geschehnissen überrumpelt, versprach Calmund hastig, dass in Du Ri Cha ein Spieler des Gastgebers in der kommenden Saison unter dem Bayer-Kreuz auflaufen wird.

Dafür war eine andere Eventualität bereits einkalkuliert: Angesichts der deutschen Stärke galt es vor der Partie gegen die USA als unwahrscheinlich, dass die „Panzer“, wie die Weltpresse die Deutschen in neu entflammter Ehrfurcht wieder ruft, als Verlierer vom Platz rollen würden. Doch sogar für diesen Fall hatte Calmund bereits vorgesorgt, sozusagen als Akt präventiver Notwehr. Landon Donovan, derzeit für die San José Earthquakers auf Leihbasis aktiv wie einstmals Bernadotte auf dem schwedischen Thron, wurde heimgeholt und trägt nächste Saison das ruhmreiche rote Trikot.

Komme da, was wolle, es wird einen Weltmeister in Leverkusen geben! Einen Mann, der einen Titel gewonnen hat! Einen Sieger! Es sei denn, der Cha-Deal platzt noch und Korea wird zum Weltmeister geschiedst. Der Fußballgott wäre wieder im Geschäft.

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