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Sport: Was den Retter rettete

Wortlos und mit versteinerter Miene schwang sich Jörg Berger (55) in seinen schwarzen Mercedes, gab Vollgas und brauste davon. Damit war den Kiebitzen und Reportern am Riederwald klar: letzte Dienstfahrt.

Wortlos und mit versteinerter Miene schwang sich Jörg Berger (55) in seinen schwarzen Mercedes, gab Vollgas und brauste davon. Damit war den Kiebitzen und Reportern am Riederwald klar: letzte Dienstfahrt. Nach dem 1:2 gegen Bayer Leverkusen, der fünften Niederlage in Folge, bei nur 11 Punkten aus 16 Spielen und einem vorletzten Tabellenplatz mit fünf Punkten Rückstand zum Nichtabstiegsrang, greifen normalerweise die Mechanismen des Bundesliga-Geschäfts, zumal bei Eintracht Frankfurt: Trennung vom Trainer. Das Fachblatt "Kicker" vermeldete auf der Titelseite bereits: "Heller sprach mit Bernd Krauss".

Aber Berger kehrt nach anderthalb Stunden zurück zur Pressekonferenz, um das Spiel vom Vorabend - widerwillig - nochmals zu analysieren und gemäß seinem Credo "nach vorne zu schauen", zum Spiel beim SSV Ulm. Doch um die Aufstellung für das letzte Spiel der Vorrunde zu erfahren, waren keine 8 TV-Kameras aufgebaut, kein Dutzend Mikrofone vor seinem Gesicht aufgestellt, drängten sich nicht über dreißig Journalisten und Fotografen in dem Raum. "Ich weiß, warum sie hier sind", sagt Berger trocken, kann aber nicht mit Rauswurf oder Rücktritt dienen, sondern mit seinem Kampfgeist. "Ich habe in solchen Situationen gezeigt, dass ich eine Mannschaft da unten rausholen kann, vor zehn Jahren hier in Frankfurt, in Köln, in Schalke." Und natürlich in der letzten Saison wiederum in Frankfurt. Der Bonus rettet den Retter.

Der spricht "von der Wende, die bald gelingen muss", von der "intakten Mannschaft, die will und nicht kann". Viel schlimmer wäre: "Sie kann und will nicht." Berger verkündet, weiterhin seine Arbeit zu tun. Die Diskussionen um seine Person könnten seine "Motivation nicht beeinflussen. Es sind noch 18 Spiele". Neben ihm sitzt Rolf Heller, Präsident und sportlicher Leiter in Personalunion. Zur Trainerfrage gibt Heller kein Statement. Also auch kein Bekenntnis zu Berger - außer dem Hinweis auf dessen Vertrag, der bis zum 30. Juni datiert ist. Aber auch kein Dementi und keine Bestätigung zum angeblichen Gespräch mit Bernd Krauss. In seiner Funktion als Manager würde Heller sich "schon selbstkritisch prüfen und selbst in Frage stellen". Aber nicht als Präsident. "Ich bin auf drei Jahre gewählt."

Das Pech der Eintracht gegen Leverkusen war das Donnerwetter, das nach dem 0:1-Rückstand durch Fjörtoft Manager Reiner Calmund mit einem völlig ungewohnten Besuch in der Kabine (der erste seit vier Jahren) losließ. Trainer Christoph Daum erklärte sarkastisch Calmund "zum besten Spieler" wegen seines Halbzeitauftritts und wollte dessen Ausdrucksweise mit Rücksicht auf minderjährige Zuhörer nicht wiederholen. Der Manager berichtete hingegen ungeniert davon, dass er "den Spielern den Arsch aufgerissen" habe, weil sie "ohne Power, Pep, Biss, Leidenschaft, Feuer und Aggressität" gespielt hätten. Die Worte wirkten: Bayer siegte noch durch zwei Tore des überragenden Stefan Beinlich.

Bergers überstürzte Abfahrt hatte übrigens dienstliche Gründe: Er hatte ein Gespräch mit einem neuen Spieler.

Hartmut Scherzer

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