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Rückzug vom Beckenrand. Hagen Stamm hört als Bundestrainer auf.

© dapd

Wasserball: Bundestrainer Hagen Stamm hört auf

Hagen Stamm mag nicht mehr. Nach mehr als einem Jahrzehnt als Bundestrainer der deutschen Wasserballer reichte er am vergangenen Wochenende seinen Rücktritt ein.

Berlin - Hagen Stamm mag nicht mehr. Nach mehr als einem Jahrzehnt als Bundestrainer der deutschen Wasserballer. Am vergangenen Wochenende trug er bei der Tagung des Fachausschusses Wasserball des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) seine Analyse vor, die verkürzt im Rücktritt als Nationaltrainer gipfelte. „Es hat keinen Sinn, nachzukarten und Fehler bei anderen zu suchen“, sagte er und bekannte, dass seit dem Olympia-Aus „kein Tag und keine Nacht vergangen ist, wo ich nicht an Wasserball gedacht habe“.

Aber der Reihe nach. Im Herbst des Jahres 2000 übernahm Stamm das Amt des Bundestrainers der deutschen Wasserball-Männer. Mission: Rettung der Sportart, die einst im deutschen Westen mit Titeln und Medaillen bei EM, WM und Olympia als Vorzeigedisziplin galt, allein die Wasserfreunde Spandau gewannen in den 80er Jahren viermal den europäischen Meistercup. Und mittendrin Hagen Stamm, ein Weltklasse-Center. Doch mit den 90ern schwand der einstige Glanz peu á peu, EM-Bronze 1995 in Wien war der letzte internationale Erfolg. Das Olympia-Scheitern von 2000 markierte den Tiefpunkt.

Nun musste Stamm ran. Er führte die Auswahl wieder in die erweiterte Weltspitze und erreichte Platz fünf bei Olympia 2004 in Athen. Bei Europa- und Weltmeisterschaften schaffte sein Team mehrfach Ränge unter den Top 6, zuletzt war man im Januar in Eindhoven EM-Fünfter. Sechs Wochen später aber war die Herrlichkeit vorbei – Deutschland scheiterte in Edmonton, der letzten Qualifikationschance für London, vorzeitig. Das versetzte die Verantwortlichen in Schockstarre. „Da gab es einen Kurzschluss im Stromkreis“, sagt Stamm.

Der Bundestrainer stellte sich vor seine Spieler und reagierte mit einer Selbstbezichtigung: „Das geht auf meine Kappe!“ Irgendwas in der Vorbereitung sei schief- gelaufen. Nur was, das wisse man noch nicht. Dabei war sie diesmal fast störungsfrei verlaufen, ohne Verletzungen, mit mentaler Entspannung und nahezu optimalem Umfeld. „Offenbar hat die Mannschaft Probleme, zwei Höhepunkte binnen relativ kurzer Zeit auf gleichem Niveau zu bewältigen“, sagt Stamm nun.

Sechs Wochen nach der überzeugenden EM ein solcher Absturz, „das hat keine Logik“. Angesichts der geringeren Breite an Top-Spielern gegenüber der Konkurrenz könne allerdings das Gefüge im DSV-Team schon durch Kleinigkeiten durcheinandergebracht werden. Zwölf Jahre nach dem Olympia-Aus von 2000 – ist der deutsche Wasserball stehen geblieben? Gegen eine solche Sicht der Dinge wehrt sich der 51-Jährige. „Jeder, der ein bisschen Ahnung von der Materie hat, weiß, dass das nicht zutrifft. Wir haben als Team zwölf Jahre gut gearbeitet, ein viel größeres Selbstvertrauen aufgebaut.“ Ein Selbstvertrauen, mit dem die Mannschaft auch die ganz Großen schlagen kann: Serbien, Italien, Kroatien, die USA. Das Manko: Wenn nicht alles passt, nur ein Steinchen im Puzzle fehlt, kann man auch – so Stamm – „gegen fast alle verlieren“.

Wie geht es weiter? Für die WM 2013 und die EM 2014 ist die deutsche Mannschaft bereits qualifiziert. Stamm favorisiert für seine Nachfolge Spandaus Trainer Nebojsa Novoselac. Kritiker halten eine Doppelfunktion für unangebracht und haben dabei die fortgeschriebene Spandau-Dominanz im Hinterkopf. Auch Stamm solle dem Sport irgendwie erhalten bleiben, sagt DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow: „Der deutsche Wasserball ist gut beraten, wenn man die reichhaltigen Erfahrungen von Hagen Stamm nutzt, egal in welcher Form.“

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