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Sport: Weg mit den Störfaktoren

Nach dem Rauswurf von Dijon Thompson will Alba mit aller Gewalt endlich wieder Meister werden

Berlin - Gefasst war keiner auf die Ankündigung von Trainer Luka Pavicevic. „Wir waren alle überrascht. Es war ein Schock“, sagt Alba Berlins Basketballprofi Aleksandar Nadjfeji, „niemand weiß, was passiert ist.“ Pavicevic hatte die Spieler des Bundesliga-Tabellenführers darüber informiert, dass der Vertrag mit Flügelspieler Dijon Thompson aufgelöst worden sei und das Team die Play-offs ohne den US-Amerikaner bestreiten wird. „Pavicevic hat nur gesagt, dass der Klub einen Grund habe, so zu handeln“, erzählt Nadjfeji.

Die bekannt defensive Informationspolitik machte also selbst vor dem eigenen Personal nicht halt. Was genau passiert ist, wissen wohl nur die, die dabei waren – etwa Samstagnacht auf der Hamburger Reeperbahn, Stunden nach Albas Pleite im Pokal-Halbfinale gegen Quakenbrück. Am nächsten Vormittag mussten die Profis noch das Spiel um Platz drei gegen Bremerhaven – ab kommendem Donnerstag der erste Play-off-Gegner – bestreiten, das ebenfalls verloren ging. Indirekt hat Alba bestätigt, dass Spieler nachts auf der Amüsiermeile unterwegs waren. Angeblich haben sich Thompson und Spielmacher Bobby Brown dort sogar von Fans fotografieren lassen. „Unsere Spieler dürfen nach Niederlagen rausgehen“, sagt Albas PR-Manager Justus Strauven, „andere Spieler waren auch unterwegs.“ Dies sei kein Grund für einen Rauswurf.

Grund nicht, Anlass nach mehreren Fehltritten schon. Sportdirektor Henning Harnisch betont den Plural, als er davon spricht, dass Alba „auf die Vorfälle reagieren musste“. Dass es einen – wenn auch formschwachen – Leistungsträger getroffen habe, sei nicht zu ändern. „Wenn es eine Linie gibt, dann zählt sie für alle“, sagt Harnisch. Schließlich soll die Mannschaft, die heute zum letzten Hauptrundenspiel gegen Braunschweig antritt (19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle), unbedingt den ersten deutschen Meistertitel seit 2003 gewinnen. Störfaktoren sollen eliminiert, die Profis vor Eskapaden aller Art gewarnt werden.

Geschäftsführer Marco Baldi spricht von einer „drastischen Maßnahme. Das bringt natürlich Unruhe ins Team. Aber die Pokal-Performance hat auch Unruhe gebracht.“ Jetzt soll der Blick nur nach vorne gehen. „Wenn ich eine Entscheidung getroffen habe, schaue ich nicht zurück, das erwarte ich auch von den Spielern“, sagt Trainer Pavicevic.

Es ist nicht das erste Mal, dass Alba sich von einem disziplinlosen Profi getrennt hat. 1999 musste Frankie King gehen, der seinen Gegenspieler, den späteren Berliner Mike Penberthy, gewürgt hatte. 2001 erwischte es Dejan Koturovic, der eine Verletzung eigenmächtig erst in Belgrad, dann auf den Bahamas auskurierte – bevor Alba ihn zurückholte. Im vergangenen Herbst schließlich verabschiedete sich Alba von Michael Bradley. Offizielle Begründung: Die Chemie zwischen ihm und Pavicevic stimmte nicht. Helen Ruwald

Helen Ruwald

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