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Sport: Weg vom Mann und hin zum Ball

Ralf Rangnick gilt in Deutschland als taktischer Modernisierer

Sein fußballtaktisches Erweckungserlebnis hat Ralf Rangnick tief in den achtziger Jahren gehabt. Er war Spielertrainer bei Viktoria Backnang, seine Mannschaft bestritt ein Freundschaftsspiel gegen Dynamo Kiew. Rangnick hat während des Spiels angefangen, die Spieler des Gegners zu zählen. „Ich dachte, die hätten zwei Mann mehr auf dem Platz“, hat er in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ erzählt. „Man hatte ständig zwei, drei Gegenspieler.“ In Deutschland, dem letzten Hort der permanenten Manndeckung, kannte man so etwas gar nicht.

Dieses System des Kiewer Trainers Waleri Lobanowski, die Raumdeckung, das horizontale und vertikale Pressing, das Verschieben hin zum ballführenden Spieler, hat Rangnick fortan zu kopieren versucht: erst mit den Amateuren in Backnang, dann in der Jugend des VfB Stuttgart, schließlich mit dem SSV Ulm und jetzt, beim FC Schalke 04, mit einem Spitzenteam der Bundesliga. Stürmer Ebbe Sand sagt über seinen Trainer: „Taktisch ist er hervorragend ausgebildet.“ Was nicht stimmt, weil Rangnick Autodidakt ist. Rangnick gilt in Deutschland als Modernisierer des Fußballs, spätestens seit er 1997 im Aktuellen Sportstudio die Viererkette erklärt hat. Die Basis des Schalker Erfolges ist, dass alle Spieler dieselbe Idee davon haben, wann und wie sie Druck auf den Gegner ausüben müssen.

Am Dienstag sprach Rangnick von dem „Hochgenuss, diese Mannschaft spielen zu sehen“ und meinte nicht das eigene Team, sondern Werder Bremen. Die Bremer hatten Schalke mit ihrer kompakten Spielweise wenig Raum zur Entfaltung gelassen. So will Rangnick auch seine Mannschaft sehen – damit es den Gegnern so geht, wie dem Backnanger Spielertrainer Ralf Rangnick einst gegen Dynamo Kiew.

Ralf Rangnick

übernahm die Schalker Mannschaft vor dem siebten Spieltag dieser Saison von Jupp Heynckes. Der neue Trainer führte das Team vom 15. auf den zweiten Platz.

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