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Sieht sperrig aus, war aber effektiv. Thomas Müller gelang in einer von den Deutschen souverän geführten Partie das 2:0. Foto: Reuters

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Sport: Weiter, immer weiter

Die Nationalmannschaft schlägt die Türkei 3:1 und holt im neunten Qualifikationsspiel den neunten Sieg

Mesut Özil erfuhr genau die Aufmerksamkeit, die zu erwarten war. Jeder seiner Schritte wurde von den Fernsehkameras verfolgt und live in die türkischen Wohnzimmer übertragen. Das Besondere war, dass Özil, der Spielmacher der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, sich nicht auf dem Rasen des Galatasaray-Stadions in Istanbul bewegte, sondern den Weg zu seinem Platz auf der Tribüne suchte. Bundestrainer Joachim Löw musste gestern Abend auf den vielleicht begabtesten seiner Spieler verzichten. „Würde es um alles gehen, müsste ich vielleicht Risiko eingehen“, sagte er. Doch da die deutsche Mannschaft schon vor der Begegnung in Istanbul für die Europameisterschaft im kommenden Sommer qualifiziert war, entschloss sich der Bundestrainer dazu, Özil ein wenig Schonung angedeihen zu lassen. Es reichte gegen die Türkei auch so. Ohne besonders zu glänzen, siegte die deutsche Nationalelf gegen den vermeintlich ärgsten Konkurrenten in ihrer Qualifikationsgruppe verdient mit 3:1 (1:0).

Auf der Tribüne wurde Mesut Özil äußerst herzlich von den türkischen Zuschauern begrüßt: Ständig musste er Hände schütteln und für Erinnerungsfotos posieren. Beim Hinspiel vor einem Jahr war er noch auf das Heftigste ausgepfiffen worden, aber da hatte er auch auf dem Platz gestanden und sogar ein Tor zum 3:0-Sieg seiner Mannschaft erzielt. Ersetzt wurde Özil gestern vom Dortmunder Mario Götze; für den ebenfalls verletzten Miroslav Klose spielte Mario Gomez als einzige Spitze.

Die 50 000 Zuschauer sahen zu Beginn ein intensiv geführtes Spiel: Beide Mannschaften beharkten sich im Mittelfeld mit großem Eifer, Torszenen gab es dadurch so gut wie gar nicht. „In der ersten Halbzeit war unser Spiel nicht besonders gut“, sagte Löw. Die deutsche Offensive konnte sich gegen die tief verteidigenden Türken lange überhaupt nicht durchsetzen, während die Gastgeber zumindest gelegentlich zu Möglichkeiten kamen. Schon in der fünften Minute bot sich Hamit Altintop die große Chance zum 1:0. Der gebürtige Gelsenkirchener aber scheiterte am zweiten gebürtigen Gelsenkirchener auf dem Platz. Manuel Neuer parierte den Schuss des türkischen Kapitäns mit einem glänzenden Reflex. Nach einer guten halben Stunde sah die deutsche Abwehr bei einer flüssigen Kombination der Gastgeber erneut nicht gut aus, Selcuk aber geriet bei seinem Abschluss in Rücklage und trat den Ball über das deutsche Tor.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Deutschen noch überhaupt nicht auf das türkische Tor geschossen. Gleich der erste Versuch aber brachte die Mannschaft von Joachim Löw mit 1:0 in Führung. Neuer leitete mit einem weiten Abwurf den Konter ein, Thomas Müller schlug von der Mittellinie einen langen Pass auf Mario Gomez, und der versetzte zunächst seinen etwas hüftsteifen Gegenspieler Servet und überwand dann auch noch Volkan im türkischen Tor. Für den Münchner war es im 48. Länderspiel der 20. Treffer.

Guus Hiddink reagierte in der Pause. Zur zweiten Halbzeit brachte der holländische Trainer der Türken mit Gökhan Töre vom Hamburger SV einen neuen Offensivspieler. Sein Team begann etwas druckvoller, konnte das deutsche Tor aber nicht ernsthaft in Gefahr bringen. Das sah auf der anderen Seite anders aus. Zehn Minuten nach Wiederanpfiff verpasste Gomez nur knapp seinen zweiten Treffer. Volkan konnte seinen Aufsetzter gerade noch zur Ecke lenken. Kurz darauf verfehlte Thomas Müller, ebenfalls mit einem Distanzschuss, nur knapp das Ziel.

„Wir hätten noch viel mehr Tore machen müssen“, sagte Müller, zumal die Deutschen gegen die nun zwangsläufig offensiveren Türken mehr Platz für ihre eigenen Angriffe bekamen. Wie leicht es gehen kann, zeigte sich in der 66. Minute, als Manuel Neuer erneut einen Konter einleitete, diesmal mit dem Fuß, und wieder waren es nur zwei Stationen bis zum Torerfolg. Über Götze landete der Ball bei Müller, und der traf von der Strafraumgrenze mit einem präzisen Flachschuss zum 2:0.

Es wurde nun deutlich leiser im Stadion, und auch die türkischen Spieler schienen vorzeitig zu resignieren. Zehn Minuten vor Schluss belebte Hakan Balta mit seinem Anschlusstreffer die Hoffnung der Türken noch einmal. Sie währte nur fünf Minuten, dann wurde Müller im türkischen Strafraum zu Fall gebracht, den berechtigten Elfmeter verwandelte Bastian Schweinsteiger zum 3:1-Endstand.

Die Deutschen sind ihrem Ziel vor dem abschließenden Qualifikationsspiel gegen Belgien durch diesen Erfolg wieder einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Gewinnen sie auch am Dienstag, haben sie in zehn Spielen zehn Siege geholt. Das hat die Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation noch nie geschafft.

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