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Sport: Weizsäcker: Das Idol meiner Jugend

Anlässlich des Todes von Max Schmeling dokumentiert der Tagesspiegel die gekürzte Ansprache von AltBundespräsident Richard von Weizsäcker zu dessen 85. Geburtstag am 8.

Anlässlich des Todes von Max Schmeling dokumentiert der Tagesspiegel die gekürzte Ansprache von AltBundespräsident Richard von Weizsäcker zu dessen 85. Geburtstag am 8. Oktober 1990 im Schloss Bellevue.

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Für mich ist es ein wahrhaft glückliches Zusammensein. Es ist ein unvorstellbarer Traum meiner eigenen Kindheit, Gastgeber der beiden Menschen zu sein, an die ich die lebendigste Erinnerung habe: Max Schmeling und Heinz Rühmann sind die Idole meiner Jugend. Heute gilt unser Beisammensein Ihnen, Herr Schmeling. (...) Ihre großen Leistungen, die die Welt bewegten, liegen nun, was die sportlichen Seite anbetrifft, über 50 Jahre zurück. Damals begann die Welt gerade nachrichtentechnisch ein großes Dorf zu werden. Atemlos verfolgten die Menschen in Europa, darunter auch ich im jugendlichen Alter, nachdem sie sich nachts hatten wecken lassen, die Radioberichte über Ihre Kämpfe (…).

Max Schmeling ist im Herzen der Menschen jung geblieben wie in seinem eigenen Herzen. Dazu beglückwünsche ich uns alle, denn es ist unser Gewinn. Sie sind eine wahrhaft große Persönlichkeit. Sie vereinen Charakter und Klarheit, Eigenständigkeit und Verstand, die Fähigkeit zur Freude und zur Freundschaft, zur Freundschaft auch mit Gegnern. Sie verbinden in Ihrer Person die zuverlässige Kraft zur Gewissenhaftigkeit, den Humor und – allem Ruhm zum Trotz – die Bescheidenheit. (…) Es bedeutet unendlich viel, diese Kontinuität des Vorbildes in einer raschen und schnelllebigen Zeit lebendig zu erhalten. (…)

Ich freue mich, dass wir uns heute hier in Berlin versammelt haben: im vereinten Berlin. Herr Schmeling, in Ihren Lebenserinnerungen steht etwas Herrliches. Sie schildern Ihre Zeit in Köln. Und dann kommt folgender Satz: „Ich beschloss, aus Köln wegzugehen, meine Wahl fiel auf Berlin.“ Meine Damen und Herren, das ist ein Zitat nicht von mir aus dem Jahr 1990, sondern von Max Schmeling aus dem Jahre 1926. Aber ich habe immer schon seine Weitsicht bewundert.

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