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Sport: Wende im Becken von Antwerpen

Nach der Schmach von Sydney hat der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Antwerpen die Wende vollendet. "Der Effekt der WM in Fukuoka wirkt.

Nach der Schmach von Sydney hat der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Antwerpen die Wende vollendet. "Der Effekt der WM in Fukuoka wirkt. Das Gesamtergebnis ist besser, als wir es erwartet haben, das ist erheblich mehr als errechnet", sagte Cheftrainer Ralf Beckmann voller Stolz auf ein Team, das in Thomas Rupprath eine überragende neue Leitfigur, in Jörg Hoffmann den Rückkehrer und in Nicole Hetzer die Aufsteigerin des Jahres hat. Die Magdeburgerin eröffnete den Schlusstag mit dem Titel und Europarekord (4:29,46 Minuten) über 400 m Lagen. Anne Poleska aus Krefeld wurde nach Platz eins über 200 m Brust auch Europameisterin auf der halben Distanz. Mit acht ersten, acht zweiten und fünf dritten Plätzen übertraf der in Europa wieder überragende DSV die Ausbeute von Valencia 2000 (5-5-2) bei weitem.

Der Wuppertaler Rupprath setzte seine Weltrekord-Jagd über 100 m Schmetterling zunächst erfolgreich fort, scheiterte am Finaltag allerdings an der Herausforderung der 50,75 Sekunden des Amerikaners Neil Walker über 100 m Rücken. Profi-Schwimmer Rupprath musste einer Virus-Infektion Tribut zollen und siegte nach 50,99 vor Stev Theloke (Chemnitz). Rupprath nahm für den Schmetterling-Weltrekord (50,26) und die Rücken-Zeit 10 000 Mark Weihnachtsgeld mit nach Hause. "Bis 75 Meter war ich auf Rekordkurs, dann wurden die Beine schwer. Ich wollte, aber es ging nicht", sagte der 24-Jährige.

Nicole Hetzer blieb bei ihrem sensationellen Rennen um 1,9 Sekunden unter der bisherigen Europa-Bestmarke. "Den deutschen Rekord wollte ich ja, aber 4:29 - das ist unglaublich." Anne Poleska war ebenfalls baff: "Jetzt geht alles." Jens Kruppa (Riesa) wurde am Sonntag Zweiter über 100 m Lagen, Nicole Hetzer ergänzte ihre Sammlung um Rang zwei über 200 m Rücken mit DSV-Rekord (2:06,65), Alessa Ries (Heddesheim) und Stefan Herbst (Leutzsch) wurden jeweils Dritte über 200 m Freistil.

Der 31 Jahre alte Potsdamer Jörg Hoffmann feierte zehn Jahre nach seinem Doppel-Triumph bei den Weltmeisterschaften in Perth mit dem EM-Titel über 1500 m Freistil (14:41,20) nach 18 Monaten Wettbewerbspause ein glanzvolles Comeback und düpierte dabei die Jugend. Außerdem gewann er Silber über 400 m Freistil. "Das ist schon eine große Genugtuung. Ich habe gezeigt, dass es noch geht", sagte Hoffmann selbstbewusst, der in seiner langen erfolgreichen Karriere, die 1986 mit EM-Bronze bei den Junioren begann, in Antwerpen erstmals Kurzbahn-Europameister wurde. Das nächste Ziel des diplomierten Forstwirts ist nun die EM 2002 in Berlin.

Der gleichaltrige Mark Warnecke (Schwäbisch Gmünd) griff über 50 m Brust knapp daneben: 26,75 Sekunden waren die zweitbeste Zeit in der langen Laufbahn des Hobby-Rennfahrers, der Ukrainer Oleg Lisogor war 4/100 Sekunden schneller.

Weltrekord schwamm am Samstag der Slowene Peter Mankoc im Halbfinale über 100 m Lagen (52,63 Sekunden). Ilona Hlavackova aus Tschechien schraubte den alten Europarekord von Sandra Völker (27,27) über 50 m Rücken auf 27,06 herunter. Am Sonntag erzielte Martina Moravcova (Slowakei) in 1:54,74 Minuten neuen Europarekord über 200 m Freistil. Olympiasieger Pieter van den Hoogenband (Niederlande) tat es ihr mit 1:42,46 Minuten gleich. Die Rekordlisten wurden insgesamt um fünf Welt- und acht Europa- Bestzeiten sowie vier DSV-Bestmarken ergänzt.

Auch ohne Hannah Stockbauer, Sandra Völker, Franziska van Almsick und Antje Buschschulte, dafür aber mit sechs Neulingen, stabilisiert sich das Leistungsgefüge im DSV-Team. Beckmann hat eine starke Sogwirkung nach oben beobachtet, "der Drang in unser Team ist stärker als je zuvor". Er warnt indes vor Selbstüberschätzung: "Wir brauchen diese Qualität, dürfen aber keine Hochrechnungen machen." Er will auf dem Weg nach Olympia 2004 über die EM 2002 in Berlin und die WM 2003 in Barcelona unbedingt Fehler vermeiden: "Die Planung ist auf Olympia ausgerichtet, die EM 2002 ist eine wichtige Zwischenstation. Wenn wir da Fehler machen, wäre das bitter, aber im Hinblick auf Olympia noch zu korrigieren. Ich will keine Fehler in Berlin, aber sie wären nicht so schlimm wie Fehler in Athen."

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