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Sport: Wenn das Herz nicht mitspielt Volleyballer Marco Liefke

bangt um seine Karriere

Berlin. Der Patient der Heidelberger Uniklinik klingt ziemlich fröhlich dafür, dass er über seine Herzrhythmusstörungen spricht. Während Volleyball-Bundesligist SC Charlottenburg gestern in der mazedonischen Hauptstadt Skopje im Europapokal 0:3 (22:25, 10:25, 23:25) verlor, wurde Marco Liefke, der wichtigste Spieler, in der Kardiologie durchgecheckt.

Als sich sein Herz nach dem Spiel in Düren vor zehn Tagen gar nicht mehr beruhigte, ließ der 28-Jährige sich von mehreren Ärzten untersuchen. Die Ratschläge reichten von „hören Sie auf mit Volleyball“ bis hin zu „wenn Sie spielen wollen, tun Sie es“. Liefke ist „verunsichert“, aber auch froh, jetzt im Krankenhaus zu liegen, wo er hofft, eine eindeutige Diagnose zu bekommen. „Ich wollte was tun“, sagt er. Deshalb wartete er nicht auf einen Termin im Herzzentrum Berlin, sondern nahm die Vermittlung von SCC-Manager Kaweh Niroomand an, der private Kontakte zu den Heidelberger Spezialisten hat.

Seit rund sieben Jahren merkt Liefke immer wieder „dass mein Herz holpert und nicht im Rhythmus ist. Es springt nicht sofort zurück“. Sondern erst nach ein paar Sekunden oder, wie in Düren, nach 20 Stunden. So lang dauerte es nie zuvor. „Gefährlich wird es bei 48 Stunden“, sagt Liefke. Zurück in Berlin verbrachte der Sportsoldat eine Nacht auf der Intensivstation des Bundeswehrkrankenhauses, zur Überwachung. Plötzlich war vom möglichen Karriereende die Rede. Am vergangenen Wochenende wurde Liefke dennoch beim Pokalaus in Unterhaching eingewechselt, ehe er nach Heidelberg fuhr. Trainingsverbot hat er nicht, im Idealfall will er schon am Sonntag gegen Moers wieder spielen. Klar ist aber: „Ich tue alles, was vernünftig ist, damit die Herzrhythmusstörungen weggehen.“

In den vergangenen Jahren unterzog er sich zahlreichen sportmedizinischen Untersuchungen – ohne Ergebnis. Liefke, der mindestens 20 Stunden pro Woche trainiert, durfte weiterspielen. Bei den Play-offs im Frühjahr traten die Beschwerden bei jedem zweiten Spiel auf. Und ließen wieder nach. Das Herz meldet sich meist „nach Auszeiten, wenn ich auf eine Spielsituation nicht gefasst bin, erschrecke und das Herz ein Problem hat hochzuschalten“. Oft half es ihm, sich in Spielpausen kurz hinzulegen. Nicht so in Düren. Dort, sagt Liefke, habe er sich unklug verhalten, „vielleicht hätte ich mich auswechseln lassen müssen“. Auf der Intensivstation fing er an zu grübeln, wie es so wäre, ein Leben mit Studium statt Volleyball. Er wird wohl erst damit aufhören, wenn er Klarheit hat.

Helen Ruwald

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