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Am Ziel. Thomas Bach galt schon seit langem als möglicher IOC-Präsident. In Buenos Aires wurde er im zweiten Wahlgang gewählt.

© AFP

Wer ersetzt Thomas Bach als DOSB-Präsident?: Nach der Wahl ist vor der Wahl

Durch Thomas Bachs Aufstieg zum Präsidenten des IOC braucht der deutsche Sport einen neuen Chef. Wenn Bach vorgesorgt haben sollte, dürfte die Wahl zur DOSB-Spitze klar sein.

Wie Thomas Bach seinen Sieg feiern wird, das wusste er wenige Stunden danach noch nicht. „Das wird sich ganz von selbst ergeben“, sagte er. So wie sich seine Wahl zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) anscheinend von selbst ergeben hatte, so groß wie sein Vorsprung vor den fünf Mitbewerbern am Ende war.

Einiges wird jedoch schnell zu klären sein. Was wäre auch eine Wahl für das höchste Amt im Weltsport, wenn sich danach nicht einiges ändern würde? Im Internationalen Sport hat der neue Amtsinhaber Thomas Bach unter anderem einen Stilwandel angekündigt, mit mehr Debatte und Mitwirkungsmöglichkeiten für die IOC-Mitglieder. Das ist ein eher weicheres Thema. Im deutschen Sport stellen sich dafür nun handfeste Fragen. Vor allem die nach den Aussichten einer neuen Olympiabewerbung und nach Bachs Nachfolge an der Spitze des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB).

Über eine neue Olympiabewerbung will der DOSB am 30. September entscheiden, in München, der Stadt, mit der eine neue Bewerbung unternommen wird. Dann ist nicht nur die IOC-Wahl gelaufen, sondern auch die Bundestagswahl und die Landtagswahl in Bayern. Bis zum 14. November müssen die Bewerbungsunterlagen für die Winterspiele 2022 beim IOC eingereicht sein.

Derzeit sieht es so aus, als werde Bach die Sitzung in München schon nicht mehr als DOSB-Präsident leiten. Er will schon bei der nächsten Präsidiumssitzung des DOSB am 16. und 17. September in Frankfurt am Main zurücktreten. Hier ist die Nachfolge schon formal festgelegt. Hans-Peter Krämer, der für Finanzen zuständige Vizepräsident des DOSB, wird zunächst bis 2014 den Verband führen können. Der DOSB könnte aber auch auf seiner Mitgliederversammlung am 7. Dezember in Wiesbaden einen neuen Präsidenten küren. Das gilt als wahrscheinlicheres Szenario.

Die ersten Kandidaten stehen dafür bereits in Stellung. Michael Vesper etwa, der Generaldirektor und hinter Bach mächtigste Mann im DOSB. Freundlich hat er in Buenos Aires formuliert: „Es ist schade, weil wir einen großartigen DOSB-Präsidenten verloren haben, aber großartig, dass wir einen IOC-Präsidenten aus Deutschland gewonnen haben. Wir werden jetzt völlig unaufgeregt seine Nachfolge im DOSB klären.“ Ein Wechsel Vespers wäre wie der von Wolfgang Niersbach an die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes. Auch Niersbach war vor Amtsantritt der höchste hauptamtlich Beschäftigte seines Verbandes. Zuletzt hatte Vesper aufgrund seines nicht immer diplomatischen Auftretens den Ärger einiger Funktionäre auf sich gezogen. Ob sich aus den Verärgerten jedoch eine Opposition formiert, ist derzeit noch nicht abzusehen. Auf jeden Fall werden noch andere Kandidaten für die Nachfolge von Thomas Bach gehandelt, die über längere Erfahrung in der Verbandsarbeit verfügen als Vesper.

Zu ihnen gehört die für Leistungssport zuständige Vizepräsidentin des DOSB Christa Thiel. Sie führt auch den Deutschen Schwimmverband. Aus dem olympischen Sommersport kommt ein weiterer Kandidat, Rainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes. Ingo Weiss gehört als Vorsitzender der Sportjugend ebenfalls dem DOSB-Präsidium an und steht zudem dem Deutschen Basketball-Bund vor. Ein Multifunktionär. Über eine besondere Lobby verfügt Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Ski-Verbandes. Aufgrund ihrer olympischen Erfolge haben die Wintersportverbände traditionell eine starke Stellung innerhalb des DOSB. Eine neue Bewerbung für Olympische Winterspiele könnte ihnen zusätzliches Selbstvertrauen geben.

Wenn Bach vorgesorgt haben sollte, wird er Vesper für dessen Loyalität an die DOSB-Spitze heben lassen.

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