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Da geht’s lang – findest du nicht auch? Sami Hyppiä (links) und Sascha Lewandowski müssen sich als Trainer-Duo bei Bayer Leverkusen öfter absprechen. Foto: dpa

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Sport: Wer ist hier der Boss?

Mit zwei Trainern führt Leverkusen ein einmaliges Experiment durch – bisher sehr erfolgreich.

Leverkusen - Als sich das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf vor rund zwei Wochen noch einmal dramatisch zuspitzte, tat Unterstützung von der Seitenlinie not. Nicht nur die Besucher des Leverkusener Stadions waren überrascht darüber, dass dort auf einmal Sami Hyypiä stand, wild gestikulierte und Anweisungen aufs Spielfeld rief. Auch der eine oder andere Spieler schien für einen kurzen Moment verdutzt zu sein. Mit dem ruhigen Finnen, der der eine Teil des Leverkusener Trainer-Experiments ist, hatte zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet. Üblicherweise übernimmt der andere Part, Sascha Lewandowski, die Aufgaben der direkten Einflussnahme auf die Spieler.

Der ehemalige Klassespieler vom FC Liverpool und der ehemalige Jugendtrainer aus eigenem Haus sind seit Ende der vergangenen Saison in gemeinsamer Verantwortung für die Mannschaft zuständig. Ein Projekt, das zunächst kritisch beäugt wurde, das sich aber als durchaus erfolgreiches Modell erweist. Vor allem, seit auch Hyypiä sich zunehmend als Trainer fühlt und mehr sichtbaren Einfluss auf seine Mannschaft nimmt. Leverkusen hat sich nach einem zermürbenden und wenig erfolgreichen Jahr unter Trainer Robin Dutt erholt und mit ansehnlichem Angriffsfußball auf Tabellenplatz fünf vorgearbeitet. „Für mich stellt sich nie die Frage, wer von den beiden denn nun das Sagen hat“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser.

Dabei hatten auch die Bayer-Verantwortlichen Probleme damit, eine konkrete Arbeitsplatzbeschreibung abzugeben. Während Sportdirektor Rudi Völler Hyypiä als denjenigen nannte, „der am Ende die Entscheidungen trifft“, erklärte Holzhäuser, dass Lewandowski die taktische Hoheit besäße. Die beiden Betroffenen schienen sich früher einig zu sein. „Wir treffen die Entscheidungen gemeinsam“, sagt Lewandowski. Und die Spieler? „Glauben sie mir, die Mannschaft blickt da schon durch“, sagt Stefan Kießling.

Doch diese ungewöhnliche Konstellation hat auch ihre klaren Regeln und Aufgabenbereiche. Vor den Spielen muss zunächst Sami Hyypiä der Öffentlichkeit die Ausgangssituation der Mannschaft erläutern. Nach dem Schlusspfiff ist es dann Sascha Lewandowski, der die Erklärungen abgeben muss. In dieser Frage besteht bei allen Beteiligten große Einigkeit. Auf dem Trainingsplatz sind beide aber stets anwesend und gleichberechtigte Partner.

„Wir sind uns darüber im Klaren, dass eine derartige Konstruktion einen guten sportlichen Verlauf benötigt, will sie eine Dauerlösung werden“, sagt Holzhäuser, Erdenker des mutigen, weil einmaligen Experiments in der Bundesliga. Mit einem Sieg beim FC Bayern, dem ersten seit 23 Jahren, haben die Leverkusener einen Schritt zurück in die bundesweite sportliche Anerkennung gemacht und eine Legitimation für das Trainer-Duo geliefert.

Am Samstag gegen den FC Schalke 04 könnten die Leverkusener weitere Argumente liefern. Dafür, dass sie wieder dauerhaft zurück in den Bereich der Spitzenmannschaften gelangt sind. Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski werden es jedenfalls gemeinsam auf der Trainerbank verfolgen. Jörg Strohschein

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