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Träger der grünen Hoffnung. Trainer Robin Dutt (links) und Geschäftsführer Thomas Eichin haben in Bremen schon viel bewegt, auch bei Pressekonferenzen.

© dpa

Werder Bremen: Als Einheit funktionieren

Unter dem neuen Trainer Robin Dutt hat sich Werder Bremen vorerst in der Abwehr stabilisiert - auf Kosten des Offensivspiels. Der Klub kämpft aber immer noch ums Überleben und blickt nur auf den Klassenerhalt.

Werder Bremens Trainer Robin Dutt gab unlängst einen ungewohnten Einblick in sein Privatleben. Er erzählte davon, dass das Hotelleben nun ein Ende habe und er in seine neue Wohnung eingezogen sei. Allerdings hätte er vergessen, Bettdecken zu kaufen. Weshalb Dutt die Nacht unter einem dünnen Bettlaken schlafen musste und von einer warmen Decke träumte. Robin Dutt ist zweifelsohne in Bremen angekommen, nicht erst seit dem Bezug der eigenen vier Wände. Ein Träumer ist der 48-Jährige ansonsten nicht, eher ein Realist, der genau weiß, dass er mit Werder noch viel Arbeit vor sich hat.

Gebetsmühlenartig verweist der Nachfolger von Thomas Schaaf darauf, dass sein Team Zeit brauche, um die von ihm vorgegebene taktische Marschroute zu verinnerlichen. Und er unterscheidet da sehr wohl zwischen Defensive und Offensive. Eine Defensivabteilung könne sich relativ schnell auf ein neues System einstellen, in der Vorwärtsbewegung dauere es bis zu einem Jahr, so Dutt. Aber nach 66 Gegentoren in der Vorsaison war es geradezu Pflicht, die Defensive zu stabilisieren. Zunächst hat das funktioniert, aber es ging – mit Verlaub – nur gegen Braunschweig und Augsburg.

Gegen Dortmund kassierte Werder lediglich einen Gegentreffer, aber beim 1:4 in Mönchengladbach wackelte Werders Hintermannschaft wie eh und je. Die Bremer sind nach wie vor auf der Suche nach der Balance zwischen Angriff und Verteidigung. Allerdings haben sich die Probleme verschoben: Werder steht unter Dutt hinten insgesamt sicherer, nach vorne findet Werder so gut wie gar nicht statt – was Dutt als Verfechter eines attraktiven Kombinationsspiels schon mächtig wurmt.

Thomas Eichin, seit Februar Sportdirektor in Bremen, mahnt oft genug an, nicht in alten, glorreichen Zeiten zu schwelgen. Er hat sich für die Verpflichtung Dutts stark gemacht, gemeinsam bilden sie das neue starke Duo an der Weser. Aber wie heißt es so schön: Maßgeblich ist auf'm Platz. Mit Sokratis und Kevin De Bruyne haben die beiden Besten Werder verlassen. Der Klub hat daraufhin vier Neue geholt. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir das ganz gut gemacht. Wir befinden uns immer noch auf einem Konsolidierungskurs“, erklärte Eichin vor dem heutigen Spiel gegen Eintracht Frankfurt.

Mit Cédric Makiadi ist ein Spieler gekommen, den Dutt einst in Freiburg vom Zehner zum Sechser machte. Er wurde geholt, um für Sicherheit zu sorgen und gleichzeitig das schnelle Umschaltspiel zu initiieren – was ihm bislang nur bedingt gelang. Der Italiener Luca Caldirola soll die Innenverteidigung stabilisieren, hinzugekommen ist noch der argentinische Stürmer Franco di Santo und dessen Landsmann Santiago Garcia, der die Baustelle auf der linken Abwehrseite bearbeiten soll.

Sein Sorgenkind hat Werder in die Obhut Anderer gegeben. Marko Arnautovic wechselte zu Stoke City. Man kann schon sagen, dass Werder ihn regelrecht weg gelobt hat. Als der Wechsel perfekt war, gestand Eichin das auch indirekt ein: „Wenn sie immer erzählen, was für ein schlimmer Junge das ist, dann wird das Interesse anderer Klubs nicht größer.“

Werder ist einen Querulanten losgeworden, hat aber einen Angreifer mit Potenzial verloren. Dutt ist das Risiko eingegangen, weil für ihn das Team über allem steht. Und Arnautovic als Teamplayer zu bezeichnen, besäße ähnlichen Wahrheitsgehalt als würde man Werder zum Meisterschaftskandidaten erklären. Dass Robin Dutt so konsequent auf den Teamgedanken setzt, hat weniger mit Fußball-Romantik zu tun. Vielmehr damit, dass er sehr realistisch einzuschätzen weiß, dass Werder nur als funktionierende Einheit den Klassenerhalt schaffen kann.

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