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Werder Bremen: Kopflos, leblos, ratlos

Werder legt sich selbst aufs Kreuz: Die Bremer spielen seit Wochen schwach, selbst Spielmacher Diego gelingt wenig.

Die Stimmung ist gereizt bei Werder Bremen. Schon während und nach der peinlichen 1:2-Niederlage gegen den MSV Duisburg pfiffen die Fans ihre Mannschaft lautstark aus. Nach dieser so kopf- wie leblosen Vorstellung fand sich auch in der sportlichen Leitung niemand, der etwas zur Verteidigung der Spieler vorbrachte. Trainer Thomas Schaaf bestellte sie gestern zu einer 80-minütigen Ansprache, in der laut Frank Baumann „etwas deutlicher und länger geredet werden musste als sonst“. Manager Klaus Allofs hatte zu diesem Zeitpunkt längst Dampf abgelassen. „Wenn wir so verlieren“, ätzte er nach Spielschluss, „dann verbietet es sich, über einen internationalen Wettbewerb zu reden. Es hat mich überrascht, dass wir so schlecht spielen können.“

Formkrisen hat es in Bremen immer wieder mal gegeben in den vergangenen Jahren, aber keine hielt so lange an wie die jetzige. Werder hat nur acht Punkte geholt in diesem Jahr und ist vom Herausforderer des Meisterschaftsfavoriten Bayern München zum Gejagten des VfL Wolfsburg mutiert. Man ist als Titelanwärter in die Rückrunde gestartet und hat im Moment nicht einmal mehr Rang fünf und damit einen Platz im internationalen Geschäft sicher. Das könnte Werder teuer zu stehen kommen, erstmals seit 2004 droht die Mannschaft die Champions League zu verpassen. Auch wenn Geschäftsführer Jürgen Born bekräftigt, den teuren Kader in diesem Fall „ein bis zwei Jahre halten zu können“, drohen Einnahmeverluste von zwölf bis 15 Millionen Euro.

Zusätzlich zu diesen Sorgen plagt Werder die Ratlosigkeit. „Ich habe keine Erklärung dafür“, sagte Trainer Schaaf nach dem Duisburg-Spiel, in dem seine Mannschaft die Fehler der Vorwochen wiederholte. Vorne vergab sie zu viele Chancen, hinten ließ sie sich zu einfach übertölpeln. Wenn man nun die Ergebnisse, das fehlende Aufbäumen und den ausbleibenden Lerneffekt der letzten Zeit addiert, dann verstärkt sich der Eindruck, dass etwas nicht stimmt im Innenleben des Teams. Nicht erst seit dieser Niederlage stehen die Bremer im Verdacht, sich gern auf ihren spielerischen Qualitäten auszuruhen. Sie gingen derart nachlässig in die Partie, als hätten sie erwartet, dass alles von alleine läuft. „Vielleicht ist das so“, sagt auch Frank Baumann.

Dass dieses Problem so häufig auftritt, zeigt auch, dass es sich innerbetrieblich offenbar nicht bereinigen lässt. Die Hierarchie in Werders Kader wirkt längst nicht so stabil wie die der unmittelbaren Konkurrenz. Beim HSV etwa staucht Frank Rost alle zusammen, die aus der Reihe tanzen. In Leverkusen ragen Bernd Schneider und Sergej Barbarez allein durch Alter und Erfahrung heraus. In Bremen ist das Gefüge vergleichsweise fragil, auch weil diejenigen, die es anführen könnten, viel mit sich selbst zu tun haben. Diego ist seit der Winterpause außer Form, und niemand kann das kompensieren. Frings ist zwar ein Vorbild auf dem Platz, als Anführer aber umstritten. Mit lauter Kritik an seinen Mitspielern trifft er zu häufig im richtigen Moment den falschen Ton. Baumann und Mertesacker sind nicht die Typen, die andere mitreißen, und von Borowski ist das auch nicht zu erwarten. Er sitzt nur auf der Bank und ist mit sich selbst beschäftigt.

Im Wissen um diese Defizite sagt Sportchef Klaus Allofs, dass „mich nicht die Tabelle beunruhigt, sondern die Art, wie wir spielen“. Man werde genau hinsehen, wer jetzt wie viel Bereitschaft zeige. Der Ton wird rauer in Bremen, das ist seine Botschaft. Immerhin tröstet ein wenig, dass der HSV, Schalke und Leverkusen auch nicht gewonnen haben. „Die anderen wollen wohl, dass wir international spielen“, sagt Ivan Klasnic.

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