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Sport: Werder fehlt noch einer

Auf der Wunschliste: ein bezahlbarer Stürmer

Da sage noch einer, die Verantwortlichen bei Werder Bremen scheuen das Risiko. Thomas Schaaf, seit 1972 im Verein und längst die grün-weiße Identifikationsfigur, hat oben auf dem Hochjochmassiv des Montafon eine waghalsige Aktion vorgenommen. Kaum hatte es sich der Trainer- und Führungsstab auf der Bergstation Kapell gemütlich gemacht, witterte der 47-Jährige die Chance, seinem Torwarttrainer einen Streich zu spielen. Hinterrücks schüttete Schaaf einen Krug Wasser über den in einem Liegestuhl dösenden Michael Kraft aus, was großes Gelächter produzierte. Es herrscht gute Laune im zweiten Trainingslager in Voralberg.

Noch bis Mittwoch residiert der Werder-Tross im feudalen Hotel Löwen, wo es an nichts fehlt. Zeugwart Uwe Behrens könnte dort sogar noch Trikots beflocken, etwa für überraschend eintreffende Neuzugänge. Denn die Hanseaten fahnden noch fieberhaft nach einem Stürmer, zumal Wortführer Torsten Frings dies auf der Dringlichkeitsliste nach oben gesetzt hat. „Natürlich brauchen wir noch einen weiteren Stürmer. Wir haben im besten Fall über 60 Saisonspiele – da fehlt noch einer“, sagte der 31-Jährige, was Sportchef Klaus Allofs zum Anlass nahm, sich zum Gedankenaustausch mit dem Nationalspieler zurückzuziehen. „Wir sind uns in der Sache einig“, beschied Allofs hernach, „wenn wir was finden, machen wir was, wenn wir nichts finden, machen wir nichts. Uns hilft kein großer Name, der nur Unruhe bringt.“ Doch Allofs weiß auch: Im nationalen und internationalen Betrieb nur auf Markus Rosenberg, Hugo Almeida und Boubacar Sanogo zu setzen, könnte zu wenig sein. „Die anderen haben aufgerüstet“, sagte Frings mit Blick auf den FC Schalke 04 und dessen Zehn-Millionen-Stürmer Jefferson Farfan.

Doch hier liegt das Dilemma von Werder. Anleihen zu tätigen, Verbindlichkeiten aufzubauen à la Schalke verbietet die Transferpolitik in Bremen. Vergangene Saison stand Allofs mit John Carew (jetzt Aston Villa) und Milan Baros (jetzt FC Portsmouth) in Verbindung, namhafte, aber schwierige Stürmertypen, die in der Premier League nicht wirklich Fuß gefasst haben. Auch dieses Jahr hat der deutsche Vizemeister etliche Optionen weltweit (vergeblich) abgeklopft. Gemeint dürften der Brasilianer Fred von Olympique Lyon (bislang noch zu teuer), der kolumbianische Wunschstürmer Marcelo Moreno (ging zu Schachtjor Donezk), der bei Chelsea überflüssige Ex-Bremer Claudio Pizarro (zu hohe Gehaltswünsche) oder dessen in Buenos Aires spielender Landsmann Radamel Falcao (wohl bei River Plate unverkäuflich) sein. „Es liegt daran, eine intelligente Lösung zu finden“, erklärt Allofs. Der 51-Jährige hält die Preise auf dem Transfermarkt speziell für Angreifer für verrückt. Aber für verrückte Sachen sei der Vorzeigeverein von der Weser nicht zu haben. Bis zum 31. August wird Werder noch suchen, zumal Offensivliebhaber Schaaf von seinem System mit zwei Stürmern nicht lassen wird. Aber verrückt ist Thomas Schaaf nur bei Scherzen wie dem mit dem Wasserkrug.

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