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Leichtathletik-Gala 2008 - Werner Goldmann

© dpa

Werner Goldmann: Die Vergangenheit soll vergehen

Der des Dopings in der DDR beschuldigte Leichtathletiktrainer Werner Goldmann kämpft um Normalität.

Berlin - Der Trainer kommt, nimmt sich einen Plastikstuhl mit auf die Wiese neben den Wurfring, und es scheint so, als wäre nie etwas gewesen. Die Vergangenheit ist hier in der Trainingsgruppe der Werfer im Sportforum Hohenschönhausen ganz weit weg, falls sie überhaupt bis hierher gekommen ist. Werner Goldmann, Leichtathletiktrainer mit Spezialgebiet Kugelstoßen und Diskuswerfen, leitet die Übungseinheit. Dass er sich jetzt nicht mehr Bundestrainer nennen darf, spielt keine Rolle, deswegen fliegt der Diskus der Junioren-Weltmeisterin Julia Fischer nicht anders. Goldmann war Bundestrainer, bis ihn eine Anschuldigung des ehemaligen Kugelstoßers Gerd Jacobs wegen Dopings in der DDR um den Job gebracht hat. Doch bald könnte Goldmann wieder Bundestrainer sein, denn er hat sich schriftlich zu den Vorwürfen geäußert und sein Bedauern ausgedrückt.

Sonst schweigt Goldmann, der Trainer klagt schließlich vor dem Arbeitsgericht auf Wiedereinstellung als Bundestrainer. Eine Kommission des DOSB, des Deutschen Olympischen Sportbundes, hat inzwischen empfohlen, Goldmann weiter zu beschäftigen. Wenn sich dem die Präsidien des DOSB und des Deutschen Leichtathletik-Verbandes anschließen, darf der Trainer wieder mit staatlicher Bezahlung seiner Arbeit nachgehen.

Der Fall ist auch deshalb so breit in der Öffentlichkeit diskutiert worden, weil Goldmann einen besonders erfolgreichen Schützling hat, den Weltmeisterschaftszweiten Robert Harting. Für die Leichtathletik-WM in Berlin im August ist Harting ein Medaillenanwärter. Vor dem Istaf am Sonntag wirkt er erleichtert. „Das Thema steht nicht mehr im Raum“, sagt er über den Fall Goldmann. „Seit zwei Wochen läuft es wieder einigermaßen rund bei mir.“ Zwischen der Empfehlung auf Weiterbeschäftigung seines Trainers und Hartings Leistungen scheint ein direkter Zusammenhang zu bestehen: „Wenn es im Kopf bei mir nicht stimmt, dann fällt das ganze Kartenhaus zusammen.“

Zwischenzeitlich lagen die Nerven offenbar bei beiden blank. „Es gab ein Zerwürfnis, aber seit zwei Wochen sind wir wieder ein starkes Team“, erzählt Harting. Über Doping haben sich beide nicht ausgesprochen, da habe Harting auch nicht nachgefragt, aber sie hätten sich wieder moralisch zusammengerauft.

Weil Goldmann von einem Athleten persönlich beschuldigt worden war, hätte es ihm auch nichts genützt, wie fünf andere aus der DDR stammende Leichtathletiktrainer eine vorformulierte Erklärung zu unterschreiben. So bekam Goldmann Unterstützung von einem Mitglied der DOSB-Kommission, dem brandenburgischen SPD-Bundestagsabgeordneten Steffen Reiche. „Wir hatten die Sorge, dass Goldmann nicht optimal beraten war“, sagt Reiche. Er kann nachvollziehen, dass manche DDR-Dopingopfer die pauschalen und unpersönlichen Entschuldigungen der Trainer nicht akzeptieren. Der Abgeordnete riet Goldmann, sich auch zu den Vorwürfen von Gerd Jacobs gegen ihn zu äußern. Mit Erfolg: „Er hat noch einen Satz hinzugefügt“, sagt Reiche.

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