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Zeitung: Auch staatliche Sportwette Oddset von Wettskandal betroffen

© ddp

Wettskandal: Der Wettverlierer

Der staatliche Anbieter Oddset gilt als unattraktiv und sein Monopol wird erneut juristisch angegriffen.

Berlin - Ein Wettskandal, ein staatlicher Wettanbieter, zwei verschiedene Meinungen. „Ich habe große Angst“, sagt Heribert Bruchhagen, als Vorstandsmitglied einer der Vordenker in der Deutschen Fußball-Liga (DFL), „dass durch den Wettskandal das Grundvertrauen in den Lotto-Toto-Block verloren geht und der Amateursport darunter leidet.“ Viele Sportverbände lebten von den Oddset- Geldern, das System funktioniere. „Oddset ist Teil des Problems“, sagt dagegen Norman Albers, Präsident des deutschen Buchmacherverbandes. Der staatliche Wettanbieter habe ein sehr begrenztes Angebot und schlechte Quoten, daher dränge er viele Kunden ins Ausland, wo Wetten und Manipulationen kaum zu kontrollieren seien.

Während Oddset etwa 55 Prozent der Einsätze als Gewinne auszahlt, sind es bei Internetanbietern wie dem in Österreich ansässigen Unternehmen Bwin 92 Prozent, bei asiatischen Anbietern bis zu 95 Prozent. „Kommerzielle Anbieter agieren von Steueroasen aus und können daher höhere Ausschüttungsquoten anbieten, was wiederum Oddset schadet“, sagt Erwin Horak, der Chef des staatlichen Wettanbieters. Der Umsatz von Oddset, der im Jahr 2000 noch bei 540 Millionen Euro lag, hat sich seitdem mehr als halbiert. Für 2009 erwartet der Anbieter gerade einmal 200 Millionen. Grund dafür seien die ins Internet und Ausland abgewanderten Wetten.

„Die fehlenden Gelder treffen den Sport, insbesondere den Breitensport in Deutschland“, sagt Horak. Die staatlichen Lotto- und Wettanbieter sind verpflichtet, neben Steuern etwa 2,5 Milliarden Euro im Jahr für wohltätige Zwecke abzuführen, 500 Millionen davon für den Breitensport. „Kommerzielle Anbieter haben dagegen nur einige wenige Premium-Vereine aus dem Profisport im Blick, die sich werbewirksam vermarkten lassen“, sagt Horak, „an einer Förderung des deutschen Breitensports sind Wettunternehmen im Ausland nicht interessiert.“

Bei Oddset kann man Wetten nicht im Internet, nur an Annahmestellen abgeben. Dort müssen Spieler einen Wett- und Personalausweis vorzeigen. Sie können selten auf einzelne Spiele und nie auf Spielereignisse setzten, sondern meist nur auf Kombinationen von mehreren Spielen wetten. Das senkt zwar Manipulationsmöglichkeiten, aber auch die Gewinnchancen für die Spieler. „Das Wettangebot ist an den Zielen des Spielerschutzes, der Spielsuchtprävention und der Betrugsbekämpfung ausgerichtet“, begründet Horak. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist das Wettmonopol nur dann zu halten, wenn der Staat sich gegen die Spielsucht engagiert.

„Die niedrigen Quoten werden als Spielsuchtprävention verkauft, dienen aber eigentlich der Risikominimierung von Oddset“, sagt Albers. Ohne das umstrittene staatliche Wettmonopol gäbe es attraktivere Wetten und damit mehr Anreize, offen in Deutschland zu wetten. „Je mehr man von diesem grauen Markt in legale Bahnen lenkt, desto transparenter wird er“, sagt er. „Wenn zum Beispiel ein Ante S. über einen privaten Vermittler eine verdächtige Wette im Ausland platziert, dann wird der nie zur Polizei gehen, weil er Angst hat, dass man ihm den Laden zumacht.“ Und was die Sportverbände angehe: Auch private Buchmacher seien bei einer Zulassung der Sportwetten sicher bereit, ein bis zwei Prozent ihrer Einnahmen an sie abzutreten, ist sich Albers sicher, „was in der Summe mehr wäre als das, was Oddset im Moment abtritt.“

Der Glücksspiel-Staatsvertrag wird derzeit wieder gerichtlich geprüft. Am 8. Dezember wird sich der Europäische Gerichtshof in Luxemburg mit dem Thema befassen. Mehrere Verwaltungsgerichte, darunter Stuttgart und Sigmaringen, haben ihm Verfahren wegen europarechtlicher Zweifel vorgelegt. Beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim ist ebenfalls ein Prozess anhängig, und das Gericht will nicht auf eine europäische Entscheidung warten. In der kommenden Woche soll ein Urteil verkündet werden. mit dpa

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