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Wettskandal: Ein Dementi und viele Spuren

Einen Tag nachdem er als möglicher Verdächtiger im Wettskandal genannt worden war, hat der Osnabrücker Fußballprofi Thomas Reichenberger jede Beteiligung an Manipulationen dementiert.

Osnabrück/Berlin - Am Tag nachdem er als möglicher Verdächtiger im Wettskandal genannt worden war, hat der Osnabrücker Fußballprofi Thomas Reichenberger am Samstag jede Beteiligung an Manipulationen dementiert. Vor der Drittliga-Partie des VfL Osnabrück gegen Borussia Dortmund II sagte der 35 Jahre alte Stürmer, er habe niemals gegen Geld in Spiele eingegriffen. Vor dem Aufwärmen war die Osnabrücker Mannschaft um Reichenberger vor die Fankurve getreten und hatte sich erklärt.

„Es ist viel auf mich eingeprasselt in den letzten Tagen“, sagte Reichenberger zu den Fans. „Aber ich kann euch versichern: Ich hatte nie Kontakt mit der Wettmafia und habe mit dem Wettskandal nichts zu tun. Ich habe nie ein Spiel manipuliert oder Geld dafür genommen, schlecht zu spielen oder zu verlieren.“ Neben Reichenberger, der gestern nicht eingesetzt wurde, waren auch die ehemaligen VfL-Profis Thomas Cichon und Marcel Schuon verdächtigt worden. Osnabrücker Spieler sollen in der vergangenen Saison Geld erhalten haben, um die Zweitligaspiele des Klubs beim FC Augsburg (0:3) und beim 1. FC Nürnberg (0:2) zu manipulieren.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ soll auch ein Schiedsrichter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ins Visier der Ermittler geraten sein. Der Unparteiische soll bei einem Spiel der Regionalliga Süd im Mai Schmiergeld kassiert haben. Nach Angaben des Magazins soll auch der Regionalligist SSV Ulm tiefer in den Wettskandal verwickelt sein als bislang bekannt. Vier Begegnungen in der Endphase der vergangenen Saison sollen angeblich unter Manipulationsverdacht stehen. „Wir gehen davon aus, dass wir von dem Wettskandal nicht betroffen sind“, erklärte Ulms Vize-Präsident Mario Meuler trotzdem. Die Spieler des Süd-Regionalligisten unterschrieben am Freitag eine Erklärung, dass sie an keinerlei Wettmanipulationen beteiligt sind oder waren.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will die am Wettskandal Beteiligten schnell bestrafen. „Korruption und Bestechung haben wir auch, aber wer hat das denn nicht“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Von 1,4 Millionen Fußballspielen würden jetzt 32 vom Staatsanwalt untersucht. Zwanziger gab zu, dass er schon lange von den Ermittlungen wusste. „Das ist ja gar nichts Neues. Wir wussten, dass die Staatsanwaltschaft sich einem Ergebnis nähert.“ Der DFB will nun prüfen, ob das nach dem Betrugsskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer 2005 installierte Frühwarnsystem auf dem Wettmarkt Mängel hat. „Wir müssen gucken, warum wir nicht gewarnt worden sind“, sagte Zwanziger.

Der „Süddeutschen Zeitung“ liegt eine Liste von Spielen aus verschiedenen europäischen Ligen vor, die manipuliert worden sein sollen. Demnach sollen beispielsweise Spieler des türkischen Erstligisten Ankaraspor bestochen worden sein, damit sie gegen Bursaspor am 4. April 2009 mit zwei Toren Unterschied verlieren. Das Spiel endete 0:2, der Wettgewinn der Betrüger soll 18 500 Euro bei 10 000 Euro Einsatz betragen haben. dpa/Tsp

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